Wissenschaft persönlich: Prof. Dr. Alexander Cvetko

Prof Dr. Alexander Cvetko sitzt am Klavier
Prof. Dr. Alexander Cvetko ist Professor für Musikpädagogik. 2018 führte ihn der Weg aus Süddeutschland an die Universität Bremen. Sein Forschungsschwerpunkt ist dort die historische Musikpädagogik.

© WFB/Jonas Ginter

Bremens Wissenschaft ist exzellent! Und daran haben natürlich die vielen schlauen Köpfe, die sich in den Laboren und den Hörsälen tummeln, erheblichen Anteil. Wer steckt hinter dem Erfolg der Bremer Wissenschaft? In unserer Porträt-Reihe Wissenschaft persönlich stellen sich Wissenschaftler:innen und Wissenschaftskommunikator:innen regelmäßig unseren Fragen und verraten, was sie an ihrer Arbeit lieben und warum der Standort Bremen für sie genau der richtige ist.

Im Mai 2022 steht uns Prof. Dr. Alexander Cvetko, Professor für Musikpädagogik an der Universität Bremen, Rede und Antwort. Welche Momente ihn in seinem Job am meisten begeistern, was er am Land Bremen als Wissenschaftsstandort schätzt und warum er die Wissenschaftsszene Bremens mit einer Eule vergleichen würde, verrät uns Herr Prof. Dr. Cvetko hier im Interview:

  • Was wären Sie geworden, wenn Sie nicht Wissenschaftler geworden wären?

Arzt oder Handwerker.

  • Wann finden Sie Ihren Job klasse? Welche Momente sorgen für Begeisterung?

Die Momente, in denen ich nicht so sehr von den Verwaltungsaufgaben vereinnahmt werde, sondern Zeit zum Forschen habe. Mich begeistert sehr, wenn ich forsche und echte Ergebnisse erringe und diese mit Studierenden in der Lehre und besonders in meinem Team oder in der Fachcommunity teilen kann. Mir gefällt mein Job aber auch, weil ich in vielen Entscheidungen frei bin, nicht fremdbestimmt arbeiten muss und so meine produktivsten Zeiten am Tag nutzen kann. Kaum ein Job hat so viele Freiheiten und Sicherheiten zugleich.

  • Stellen Sie sich vor, Sie hätten auf dem Freimarkt einen Stand und müssten nun den Besucher:innen erklären, an was Sie gerade arbeiten – wie sähe Ihr Stand aus?

Ich würde wunderbare alte historische Quellen exponieren, welche die Vergangenheit nicht nur neu beleben, sondern auch zeigen, wie eng die Vergangenheit mit der Gegenwart verbunden ist. Mein Hauptarbeitsgebiet ist die historische Unterrichtsforschung. Sie zeigt einerseits, wie wenig innovativ die Musikdidaktik zuweilen ist – das Rad also stillschweigend neu erfunden wird – und andererseits, wie unglaublich sich die Musikdidaktik in manchen Bereichen weiterentwickelt hat und so zu einer modernen Disziplin geworden ist.

  • Welche gesellschaftliche Bedeutung hat Ihre Arbeit und worin besteht der Nutzen?

Die Musik ist in der Gesellschaft omnipräsent und ihre Teilhabe eine anthropologische Konstante. Und was den Menschen gefällt, möchten die einen weitergeben und die anderen lernen. Das wussten schon die alten Griechen. In meinem Forschungsbereich ringt man nach der Erkenntnis, wie Musik erschlossen und vermittelt werden kann, besonders dann, wenn sie nicht unmittelbar auf den Menschen wirkt. Die Frage der Nützlichkeit ist allerdings immer auch etwas utilitaristisch gedacht und passt nicht immer gut zu den schönen Künsten …

  • Wann sprechen Sie bei Ihrer Arbeit von Fortschritt? Oder anders gefragt: Womit retten Sie die Welt?

Seit ich die Forschung der Virologie beobachte, wünschte ich auch, die Welt retten zu können …

  • Verraten Sie uns Ihr liebstes Arbeitsinstrument oder Ihre wichtigste Forschungsmethode?

Das ist ein aufgeräumter Schreibtisch mit einer guten Tasse Kaffee. Mit den Forschungsmethoden halten wir es wie die Geschichtswissenschaft auch recht pragmatisch und kümmern uns mehr um das Was als das Wie … Aber eine Methode habe ich in den letzten Jahren gelernt: Beim kontemplativen Forschen das E-Mail-Programm und das Handy ausschalten.

  • Wann und warum führte Sie Ihr Weg nach Bremen? Und woher kamen Sie?

Der akademische Weg hat mich quer durch die Bundesrepublik geführt. Meine letzte Station war eine kleine Hochschule in der Nähe des Bodensees und der Alpen. Ausschlaggebend für den Weg nach Bremen im Jahr 2018 war die Arbeit an einer Universität, auch das soziale Umfeld spielte eine nicht geringe Rolle.

  • Was schätzen Sie am Land Bremen als Wissenschaftsstandort? Was hält Sie hier?

Bremen hat eine großartige Kulturszene – und das alles auf kurzen Wegen. Das merke ich derzeit besonders durch meine Vorstandstätigkeit im Bremer Landesmusikrat. Ein großes Projekt ist neben vielen klangfrisch 2022. Bremen - Stadt der Musik. Mir gefällt speziell in meinem Arbeitsbereich die Nähe zur Wissenschaft an der Universität sowie die Nähe zur Kunst durch die mit der Universität kooperierende Hochschule für Künste.

  • Fehlt Ihnen etwas?

Neben Bergen und dem See ganz sicher eine klügere und auch viel mutigere Bildungspolitik abseits des Mainstreams, die nicht nur die Breite der Bildung fördert, sondern auch die Qualität der Bildung etwa durch differenzierende Strukturen im Blick behält. Das Unterrichtsfach Musik hat an den Schulen im Land Bremen – etwa im Vergleich zu Baden-Württemberg (woher ich komme) – vielfach keinen leichten Stand.

  • Die Wege in Bremen und Bremerhaven sind bekanntlich kurz. Wie bewegen Sie sich durch die Stadt?

Meistens mit dem Fahrrad oder zu Fuß. Aber wenn es zu viel regnet im Norden, dann rechtfertige ich schnell mal die Fahrt mit dem Kraftfahrzeug.

  • Wenn Sie die Wissenschaftsszene im Land Bremen mit einem Tier vergleichen sollten, welches würden Sie wählen und warum?

Die Eule: Sie hat Ruhe, Erhabenheit und Zielstrebigkeit. Aber sie kann schon mal janusköpfig den Kopf verdrehen.

  • Was war die größte Herausforderung Ihrer wissenschaftlichen/beruflichen Laufbahn, die Sie zu meistern hatten?

Die Schließung des Hochschulstandortes, an dem ich gerade zum Professor ernannt wurde, abzuwenden.

  • Welche stehen Ihnen noch bevor?

Die derzeit größte Herausforderung ist der Umgang mit dem demographischen Wandel, der sich in einem immer stärkeren Mangel an Studierenden und späteren Lehrkräften niederschlägt. Das betrifft besonders das Fach Musik.

  • Haben Sie eine persönliche Erfolgsformel?

Sich immer wieder vor Augen zu führen, was für ein Privileg die Arbeit im Rahmen einer Universitätsprofessur ist, und dabei die Sachebene gut von der Beziehungsebene zu trennen – also nach einer schlagkräftigen Gremiensitzung mit denselben Leuten wieder mit einem Becks an der Theke zu stehen.

  • Aus welchem Scheitern haben Sie am meisten gelernt?

Die verpatzte Lateinprüfung zu Beginn des Studiums. Am meisten gelernt habe ich, mit den eigenen Schwächen umzugehen und resilient zu sein – aber mehr noch: Latein.

  • Wobei oder wodurch wird Ihr Kopf wieder frei?

Durch einen guten Roman oder starken Film.

  • Die nächsten Nachwuchswissenschaftler:innen ziehen nach Bremen. Was würden Sie ihnen raten, wo man wohnen und abends weggehen soll?

Ich würde überhaupt jedem raten, nach Bremen zu ziehen und nicht einen Teil des Lebens als Pendler oder Pendlerin im Zug oder auf der Autobahn zu verbringen. Am liebsten würde ich es wie die Queen halten wollen: Einfach mehrere Wohnorte haben und entsprechend abends weggehen.

  • Mit wem würden Sie diese Wissenschaftler:innen hier in Bremen oder Bremerhaven bekannt machen wollen?

Mit den vielen großartigen Akteurinnen und Akteuren rund um die Musik, die ich als neuer Bremer selbst noch kennenlernen will.

  • Wenn Sie einen Tag lang Ihr Leben mit einer Bremer oder Bremerhavener Persönlichkeit tauschen könnten, wessen Leben würden Sie wählen?

Mit einem Chirurgen an einer Bremer Klinik oder unserem Elektriker, der Leitungen so perfekt verlegen kann, dass man sie nicht mehr sieht.

Portrait Prof: Dr. Alexander Cvetko

© WFB/Jonas Ginter

Fachbereich / Forschungsfeld

Fachbereich 09: Musikpädagogik

Aktuelle Position / Funktion

Professor für Musikpädagogik

Aktuelle Tätigkeit / aktuelles Forschungsprojekt

Historische Musikpädagogik

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