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Wissenschaft Persönlich: Prof. Dr. Simone Scherger

Prof. Dr. Simone Scherger in der Natur
Die Professorin für Soziologie an der Universität Bremen über Bremen als eierlegende Wollmilchsau, gesellschaftliche Veränderungen und Herausforderungen

© WFB/Ginter

Bremens Wissenschaft ist exzellent! Und daran haben natürlich die vielen schlauen Köpfe, die sich in den Laboren und den Hörsälen tummeln, erheblichen Anteil. Wer steckt hinter dem Erfolg der Bremer Wissenschaft? In unserer Porträt-Reihe Wissenschaft persönlich stellen sich Wissenschaftler:innen und Wissenschaftskommunikator:innen regelmäßig unseren Fragen und verraten, was sie an ihrer Arbeit lieben und warum der Standort Bremen für sie genau der richtige ist.

Im Oktober 2019 stand uns Prof. Dr. Simone Scherger Rede und Antwort. Was eine eierlegende Wollmilchsau mit Bremen zu tun hat, wie gesellschaftliche Veränderungen ihre Arbeit prägen und wann sie ihren Job besonders klasse findet, verrät die Professorin für Soziologie an der Universität Bremen im Interview.

  • Was wären Sie geworden, wenn Sie nicht Wissenschaftler/in bzw. Wissenschaftskommunikator/in geworden wären?
    Juristin, Schauspielerin, ICE-Zugführerin...
  • Wann finden Sie Ihren Job klasse? Welche Momente sorgen für Begeisterung?
    - Wenn ich merke, wie mein Wissen zu einem Thema wächst und ich neue, spannende Fragen stellen kann.
    - Wenn ich den Antworten auf manche dieser Fragen näherkomme.
    - Wenn ich gesellschaftliche Herausforderungen und ihre Ursachen besser verstehe als zuvor.
    - Wenn ich das Interesse, den Lernerfolg und die (akademische) Entwicklung mancher Studierenden sehe.
    - Wenn ich mit neuen Themenfeldern in Berührung komme, sei es in meiner Disziplin oder in anderen.
  • Stellen Sie sich vor, Sie hätten auf dem Freimarkt einen Stand und müssten nun den Besuchern erklären, an was Sie gerade arbeiten – wie sähe Ihr Stand aus?
    Anders als in vielen Naturwissenschaften kann man die von mir bearbeiteten Themen (meist) nicht anfassen. Insofern gäbe es eher Bücher und Texte, Diagramme mit Statistiken und vielleicht ein paar sorgfältig ausgewählte Filme oder Bilder – und (hoffentlich) spannende Gespräche.
  • Welche gesellschaftliche Bedeutung hat Ihre Arbeit und worin besteht der Nutzen?
    Wenn es gut läuft, erarbeiten wir Erkenntnisse über gesellschaftliche Verhältnisse und ihre Ursachen – und im Gesellschaftsvergleich auch, wie es anders sein könnte (im Guten wie im Schlechten). Siehe auch nächste Frage.
  • Wann sprechen Sie bei Ihrer Arbeit von Fortschritt? Oder anders gefragt: Womit retten Sie die Welt?
    Der Anspruch, die Welt retten zu wollen, wäre vermessen – auch wenn es manche Probleme gibt, die eine 'Rettung' notwendig machen. Der Beitrag der Sozialwissenschaften zu gesellschaftlichen Veränderungen besteht vor allem darin, die gegenwärtigen Verhältnisse und ihre Ursachen besser zu verstehen – und damit auch mögliche Alternativen aufzuzeigen. Auf Grundlage einer solchen gesellschaftlichen Selbstaufklärung ist Veränderung möglich, die Veränderung selbst ist aber eher das Terrain der Politik.
  • Verraten sie uns Ihr liebstes Arbeitsinstrument oder Ihre wichtigste Forschungsmethode?
    Ich habe keine bevorzugte Methode oder ein bevorzugtes Instrument – ich brauche alle gleichermaßen: Dazu gehören Methoden (statistische Erhebungen und Auswertungen, Interviews, Analyse von Textmaterial…), Forschungsliteratur, fachlicher Austausch und mein Hirn.
  • Wann und warum führte Sie Ihr Weg nach Bremen? Und woher kamen Sie?
    Ich bin 2010 für die Emmy Noether-Nachwuchsforschungsgruppe "Erwerbsarbeit jenseits der Rentengrenze in Deutschland und Großbritannien" aus Manchester (Großbritannien) nach Bremen gekommen. Im Vergleich zu dort regnet es in Bremen gar nicht so viel.
  • Was schätzen Sie am Land Bremen als Wissenschaftsstandort? Was hält Sie hier?
    Es ist schwer, allgemeine Aussagen über den gesamten Wissenschaftsstandort zu treffen. In meinem Falle schätze ich meine Kolleginnen und Kollegen und ihre prinzipielle Bereitschaft, über ihren methodischen und disziplinären Tellerrand zu schauen.
  • Fehlt Ihnen etwas?
    Etwas mehr Sonne wäre nicht schlecht.
  • Die Wege in Bremen und Bremerhaven sind bekanntlich kurz. Wie bewegen Sie sich durch die Stadt?
    Zumeist radelnd.
  • Wenn Sie die Wissenschaftsszene im Land Bremen mit einem Tier vergleichen sollten, welches würden Sie wählen und warum?
    Siehe Frage 8 (Anm. d. Red.: "Was schätzen Sie am Land Bremen als Wissenschaftsstandort? Was hält Sie hier?"), aber eine Arbeitsannahme wäre: Eine eierlegende Wollmilchsau, der es trotz knappen Futters erstaunlich gut geht.
  • Was war die größte Herausforderung Ihrer wissenschaftlichen/beruflichen Laufbahn, die Sie zu meistern hatten?
    Sicherlich die Arbeit in der Rentenkommission der Bundesregierung – herausfordernd ist also der schmale Grat zwischen Wissenschaft und Politik.
  • Welche stehen Ihnen noch bevor?
    Ich hoffe ja immer, mit den bisherigen Erfahrungen dann wirklich auf alles vorbereitet zu sein – was sich immer als falsch erweist. Wenn man wüsste, worin die nächste schwierige Herausforderung bestünde, wäre es vielleicht keine.
  • Haben Sie eine persönliche Erfolgsformel?
    Nein. Durchhalten und nicht aufgeben kommt dem vielleicht am nächsten.
  • Aus welchem Scheitern haben Sie am meisten gelernt?
    Es sind (bisher) eher kleine Fehler, überwundene Hindernisse oder auch manchmal nicht Gewagtes, aus denen ich gelernt habe.
  • Wobei oder wodurch wird Ihr Kopf wieder frei?
    Radfahren auf dem Arbeitsweg, Schwimmen, Yoga, Gespräche, ein gutes Buch…
  • Der/Die nächste Nachwuchswissenschaftler/in zieht nach Bremen. Was würden Sie ihm/ihr raten, wo er/sie wohnen und abends weggehen soll?
    Das hängt stark von der Person ab – in Bremen kann man an vielen Stellen schön wohnen und weggehen. Die Wege sind zumeist kurz. Ums 'Viertel' kommt man abends vermutlich nicht herum.
  • Mit wem würden Sie ihn/sie hier in Bremen oder Bremerhaven bekannt machen wollen?
    Mit meiner sehr netten Cousine Gabriele und Fairtrade-Georg in Findorff.
  • Wenn Sie einen Tag lang Ihr Leben mit einer/m Bremer/in oder Bremerhavener/in tauschen könnten, wessen Leben würden Sie wählen?
    Mit einer Musikerin bei der Bremer Kammerphilharmonie.
Prof. Dr. Simone Scherger am Schreibtisch

© WFB/Ginter

Steckbrief: Prof. Dr. Simone Scherger

Titel, Vor- und Nachname
Prof. Dr. Simone Scherger

Fachbereich / Forschungsfeld
Fachbereich 8 (Sozialwissenschaften), SOCIUM Forschungszentrum Ungleichheit und Sozialpolitik, Soziologie

Aktuelle Position / Funktion
Professorin für Soziologie an der Universität Bremen

Aktuelle Tätigkeit / aktuelles Forschungsprojekt
Aufbau der Professur 'Lebenslauforientierte Sozialpolitik'

Geburtsjahr
1974

Familienstand
ledig, in Partnerschaft

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