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Wissenschaft persönlich: Prof. Dr. Dr. h. c. Gerold Wefer

Ein Mann in einem Lager
Prof. Dr. Dr. h. c. Gerold Wefer ist Forschungsprofessor für Marine Geologie und arbeitet an der Universität Bremen am MARUM – Zentrum für Marine Umweltwissenschaften, das er ebenfalls gründete und dessen Direktor er bis 2012 war.

© WFB/Ginter

Bremens Wissenschaft ist exzellent! Und daran haben natürlich die vielen schlauen Köpfe, die sich in den Laboren und den Hörsälen tummeln, erheblichen Anteil. Wer steckt hinter dem Erfolg der Bremer Wissenschaft? In unserer Porträt-Reihe Wissenschaft persönlich stellen sich Wissenschaftler:innen und Wissenschaftskommunikator:innen regelmäßig unseren Fragen und verraten, was sie an ihrer Arbeit lieben und warum der Standort Bremen für sie genau der richtige ist.

Im September 2020 stand er uns Rede und Antwort: In der Meeresgeologie ist er zu Hause: Prof. Dr. Dr. h. c. Gerold Wefer. 2005 gründete er das MARUM – Zentrum für Marine Umweltwissenschaften an der Universität Bremen und leitete es bis 2012. Daneben gehört er zum Vorstand des Bremer Hauses der Wissenschaft, das uns seit 2005 mit Ausstellungen, Vorträgen und Diskussionen auf verständliche Weise Wissenschaft aus Bremen und Bremerhaven vermittelt.

Warum Gerold Wefer uns gern mal zu einem interaktiven Tauchgang mitnehmen würde, weshalb Forschungsschiffe seine liebsten Arbeitsinstrumente sind, was ihn frustriert, begeistert und er am hiesigen Wissenschaftsstandort schätzt und warum er ihn mit einem Elefanten vergleicht, erfahrt ihr hier bei "Wissenschaft persönlich".

  • Was wären Sie geworden, wenn Sie nicht Wissenschaftler/in geworden wären?
    Wohl Bahnhofsvorsteher. Nach Abschluss der Volksschule habe ich mit 14 Jahren eine Ausbildung bei der Bahn begonnen und dort sechs Jahre gearbeitet. Danach habe ich von 1964-66 das Abitur nachgeholt und nach dem Grundwehrdienst Geologie-Paläontologie in Kiel und Miami studiert.
  • Wann finden Sie Ihren Job klasse? Welche Momente sorgen für Begeisterung?
    Fast immer, besonders bei der Zusammenarbeit mit Kolleg*innen auf Forschungsschiffen bei der Erkundung der Tiefsee mit Unterwasserfahrzeugen. Begeisternd ist, wenn man etwas Neues entdeckt oder bisher unbekannte Phänomene erklären kann.
  • Stellen Sie sich vor, Sie hätten auf dem Freimarkt einen Stand und müssten nun den Besucherinnen und Besuchern erklären, an was Sie gerade arbeiten – wie sähe Ihr Stand aus?
    Ein interaktiver Tauchgang in die Tiefsee. Besucher können in eine völlig unbekannte Welt eintauchen und die Fahrzeuge selber steuern. Faszination entsteht durch das Entdecken einer völlig unbekannten Umwelt, verbunden mit Hightech.
  • Welche gesellschaftliche Bedeutung hat Ihre Arbeit und worin besteht der Nutzen?
    Wir leisten Beiträge zum besseren Verständnis des globalen Klimageschehens und berechnen Szenarien für das zukünftige Klima, als Grundlage für politische Entscheidungen. Ferner tragen wir zum generellen Verständnis der Natur bei, der Funktion und den Wechselbeziehungen zwischen Organismen aber auch zur Verletzlichkeit unserer Umwelt.
  • Wann sprechen Sie bei Ihrer Forschung von Fortschritt? Oder anders gefragt: Womit retten Sie die Welt?
    Fortschritt ist, wenn wir das komplexe System besser verstanden und Unsicherheiten verringert haben und dadurch klarere Antworten geben können. Frustrierend ist natürlich, wenn diese Erkenntnisse bei politischen Entscheidungen nicht umgesetzt werden.
  • Verraten sie uns Ihr liebstes Forschungsinstrument oder Ihre wichtigste Forschungsmethode?
    Forschungsschiffe und modernste Unterwassertechnologien. Die gewonnenen Proben und Daten sind die Basis für die Arbeiten an Land.
  • Wann und warum führte Sie Ihr Weg nach Bremen? Und woher kamen Sie?
    1985 bekam ich den Ruf auf eine Professur an der Universität. Vorher habe ich in Kiel und in den USA (Kalifornien) gearbeitet. Es war für mich ein Glücksfall, da ich hier meine Ideen von Forschung in den Meereswissenschaften realisieren konnte. Ich hätte natürlich auch woanders landen können, z. B. an einer Universität mit mehr landbezogenem Profil. Wenn man sich gerade habilitiert hat und um eine Professur bewirbt, kann man sich die Stelle nicht aussuchen und muss eigentlich das erste Angebot annehmen. Und das kam zufällig aus Bremen.
  • Was schätzen Sie am Wissenschaftsstandort? Was hält Sie hier?
    Ausgezeichnetes Umfeld durch enge Kooperation zwischen Universität/Hochschulen und außeruniversitären Einrichtungen. Steter Wille den Forschungsstandort weiterzuentwickeln. Dabei werden auch risikoreichere Entscheidungen getroffen, die es ermöglichen völlig neue Richtungen einzuschlagen. Günstig war für mich, dass die Universität Bremen mit Rektor Timm sich Anfang der 80er Jahre neue Ziele gesetzt hat in Richtung mehr Forschung und Erweiterung der Natur- und Ingenieurwissenschaften.
  • Fehlt Ihnen etwas?
    Eigentlich nicht. Nur jetzt zur Corona-Zeit fehlt mir der direkte Kontakt zu den Kolleg*innen. Wissenschaft funktioniert nur über den direkten Austausch.
  • Die Wege in Bremen sind bekanntlich kurz. Wie bewegen Sie sich durch die Stadt?
    Zu Fuß, mit Fahrrad oder Straßenbahn, aber auch mit dem Auto.
  • Wenn Sie die Wissenschaftsszene im Land Bremen mit einem Tier vergleichen sollten, welches würden Sie wählen und warum?
    Mit einem Elefanten: stark, klug, feinfühlig, ausdauernd und mit hoher Sozialkompetenz
  • Was war die größte Herausforderung Ihrer wissenschaftlichen Laufbahn, die Sie zu meistern hatten?
    Es gab mehrere, die meistens mit großem Zeitdruck verbunden waren: die erste Bremer Expedition mit dem Forschungsschiff METEOR in den Südatlantik, der Bau des Universum Science Center in weniger als einem Jahr oder der Antrag auf eines der drei ersten Forschungszentren der Deutschen Forschungsgemeinschaft. Eine Herausforderung ist auch immer der Bau von komplizierten und komplexen Unterwasserfahrzeugen.
  • Welche stehen Ihnen noch bevor?
    Einige Sachen abzuschließen.
  • Haben Sie eine persönliche Erfolgsformel?
    Sich auf Erfahrungen besinnen, Meinungen einholen, nachdenken und dann entscheiden. Eine schlechte Entscheidung ist besser als gar keine.
  • Aus welchem Scheitern haben Sie am meisten gelernt?
    Ablehnung von Forschungsanträgen. Daraus kann man lernen, wie man Forschung noch konkreter und gezielter angehen muss.
  • Wobei oder wodurch wird Ihr Kopf wieder frei?
    Sport treiben und in der Natur ausspannen.
  • Der/Die nächste Nachwuchswissenschaftler/in zieht nach Bremen. Was würden Sie ihm/ihr raten, wo er/sie wohnen und abends weggehen soll?
    Findorff finde ich attraktiv, zentral und nahe zur Uni.
  • Mit wem würden Sie ihn/sie hier in Bremen oder Bremerhaven bekannt machen wollen?
    Da fallen mir einige ein: gestandene Kolleg*innen oder Nachwuchswissenschaftler*innen im MARUM, als Beispiel für eine gelungene Karriere in der Wissenschaft, mit allen positiven Aspekten, aber auch den Zweifeln und Entbehrungen.
  • Wenn Sie einen Tag lang Ihr Leben mit einem Bremer oder einer Bremerin tauschen könnten, wessen Leben würden Sie wählen?
    Mir fällt keine Person ein. Ich fühle mich in meiner Haut eigentlich ganz wohl.
Ein Mann vor einem Fenster

© WFB/Ginter

Prof. Dr. Dr. h. c. Gerold Wefer

Geburtsjahr

1944

Fachbereich / Forschungsfeld

Universität Bremen, MARUM – Zentrum für Marine Umweltwissenschaften

Aktuelle Position / Funktion

Forschungsprofessor für Marine Geologie

Aktuelle Tätigkeit / Aktuelles Forschungsprojekt

Unterwassertechnologie, Bohrkernlager

Familienstand

verheiratet, ein Sohn

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