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Wissenschaft Persönlich: Dr. Kerstin Haller

Eine Frau mit kurzen Haaren fasst eine große Glaskugel an
Dr. Kerstin Haller arbeitet als Leiterin Ausstellung & Didaktik im Universum® Bremen

© WFB/Jonas Ginter

Bremens Wissenschaft ist exzellent! Und daran haben natürlich die vielen schlauen Köpfe, die sich in den Laboren und den Hörsälen tummeln, erheblichen Anteil. Wer steckt hinter dem Erfolg der Bremer Wissenschaft? In unserer Porträt-Reihe Wissenschaft persönlich stellen sich Wissenschaftler:innen und Wissenschaftskommunikator:innen regelmäßig unseren Fragen und verraten, was sie an ihrer Arbeit lieben und warum der Standort Bremen für sie genau der richtige ist.

Im November 2017 stand uns Dr. Kerstin Haller Rede und Antwort. Die Physikerin ist am Universum® Bremen die Verantwortliche für Dauer- und Sonderausstellungen sowie alle ausstellungsbegleitenden Programme.

  • Was wären Sie geworden, wenn Sie nicht Wissenschaftskommunikatorin geworden wären?
    Irgendwas mit Wissenschaft und Vermittlung fand ich schon immer spannend. Ich hätte mir also auch eine Tätigkeit als Journalistin, Buchautorin oder Redakteurin bei der "Sendung mit der Maus" vorstellen können.
  • Wann finden Sie Ihren Job klasse? Welche Momente sorgen für Begeisterung?
    Ich freue mich immer, wenn wir für einen komplexen Sachverhalt ein einleuchtendes Beispiel oder eine verständliche Erklärung gefunden haben. Schön ist es dann zu sehen, wenn die Dinge, die man sich ausgedacht hat, Realität werden – beispielsweise in einer Ausstellung, einem Science Theater oder einem Workshop. Und ganz besonders spannend ist es natürlich zu erleben, wie Besucherinnen und Besucher unsere Angebote wahrnehmen. Sind sie begeistert, bin ich es auch.
  • Stellen Sie sich vor, Sie hätten auf dem Freimarkt einen Stand und müssten nun den Besucherinnen und Besuchern erklären, an was Sie gerade arbeiten – wie sähe Ihr Stand aus?
    Wahrscheinlich würde ich ein Exponat aus dem Universum® mitnehmen, beispielsweise den Nagelhocker. Dann könnten die Freimarktbesucher selbst ausprobieren, wie es sich anfühlt auf spitzen Nägeln zu sitzen. Vielleicht würde sich ein Gespräch ergeben und wir würden herausarbeiten, dass das dichte Feld von Nagelspitzen dafür sorgt, dass sich unsere Gewichtskraft auf viele Spitzen verteilt. Wohingegen bei einzelnen Nägeln oder Dornen bzw. Stacheln eine Kraft auf eine minimale Fläche wirkt, so dass die Spitzen eindringen und uns verletzen können.
  • Welche gesellschaftliche Bedeutung hat Ihre Arbeit und worin besteht der Nutzen?
    Wissenschaft und Forschung prägen unser tägliches Leben. Um unsere Welt aktiv mitzugestalten und sich mündig und selbstbewusst mit den Fragen der Zukunft auseinanderzusetzen, ist ein grundlegendes Verständnis davon nötig. Das Universum® unterstützt seine Besucher und Besucherinnen dabei, indem wir Interesse wecken und möglichst viele Menschen motivieren, die Welt mit offenen, neugierigen Augen zu betrachten.
  • Wann sprechen Sie bei Ihrer Arbeit von Fortschritt? Oder anders gefragt: Womit retten Sie die Welt?
    Fortschritt im Sinne einer kontinuierlichen Entwicklung spielt für meine Tätigkeit eigentlich keine allzu große Rolle. Unsere Arbeit empfinde ich vielmehr als besonders erfolgreich, wenn wir Zielgruppen erreichen, die vielleicht sonst eher "Berührungsängste" mit Wissenschaft haben; wenn wir vielleicht sogar einen Beitrag zu einer Veränderung des Selbstkonzeptes leisten: von "Das verstehe ich ja sowieso nicht" hin zu "Das ist ja interessant und spannend, damit möchte ich mich mehr beschäftigen."
  • Verraten sie uns Ihr liebstes Forschungsinstrument oder Ihre wichtigste Arbeitsmethode?
    In unserem Team arbeiten wir mit ganz unterschiedlichen Methoden: von der klassischen Recherche, über Kooperationen mit Forschungsinstituten, bis hin zu Kreativmethoden wie Mind-maps, Brainstormig oder Worldcafé. Mir gefällt, dass wir von Expertinnen und Experten lernen können, die von ihrer Arbeit selbst sehr begeistert sind. Diese Begeisterung wollen wir an unsere Besucher weitergeben.
  • Wann und warum führte Sie Ihr Weg nach Bremen? Und woher kamen Sie?
    Nach meinem Studium in Freiburg verschlug es mich zur Promotion das erste Mal nach Bremen. Während meines anschließenden Volontariates am Deutschen Museum in München, habe ich von dem neuartigen, besonderen Ausstellungsprojekt "Universum® Bremen" gehört, war fasziniert und habe mich beworben. Ich habe mich gefreut, wieder nach Bremen zurückzukommen.
  • Was schätzen Sie am Wissenschaftsstandort? Was hält Sie hier?
    Die Bremer Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen wissen um die Bedeutung von Wissenschaftsvermittlung. Sie sind sehr offen für Anfragen, unterstützen und helfen gerne. Dies zeigt sich auch in den vielfältigen kreativen Formaten in der ganzen Stadt, wie beispielsweise SCIENCE GOES PUBLIC!, Schüler Science Cafés oder Science Slams.
  • Fehlt Ihnen etwas?
    Meistens fehlt mir Zeit. Oft nehme ich mir viel zu viel vor.
  • Die Wege in Bremen sind bekanntlich kurz. Wie bewegen Sie sich durch die Stadt?
    Am liebsten fahre ich Fahrrad, wobei mir – als Süddeutsche – der Regen schon manchmal auf die Nerven geht. Dann steige ich aufs Auto um.
  • Wenn Sie die Wissenschaftsszene im Land Bremen mit einem Tier vergleichen sollten, welches würden Sie wählen und warum?
    Der Wal ist dafür ein schönes Symbol finde ich. Ein Säugetier im Wasser, das in der Gruppe mehr erreicht als alleine und für seine ausgeprägte Kommunikation bekannt ist.
  • Was war die größte Herausforderung Ihrer Laufbahn, die Sie zu meistern hatten?
    Meine Doktorarbeit war eine große Herausforderung. Insbesondere eine zeitlich so lange und detaillierte Auseinandersetzung mit einer doch thematisch relativ engen Fragestellung habe ich teilweise als mühsam empfunden.
  • Welche stehen Ihnen noch bevor?
    Mir stehen oft die kleinen Dinge des Arbeitsalltages mehr bevor als die großen Herausforderungen, die man gemeinsam angehen kann. Es ist ja auch spannend zu sehen, was noch alles auf einen zukommt.
  • Haben Sie eine persönliche Erfolgsformel?
    Ich bin ein sehr positiv denkender Mensch. Für eine gute Vermittlungsarbeit ist wissenschaftliches Verständnis, ein Instinkt für spannende Fragen, Kreativität und Spaß wichtig – und das gelingt am besten im Team.
  • Aus welchem Scheitern haben Sie am meisten gelernt?
    Aus Fehlern lernen, gehört zu unserem Arbeitsalltag. Beispielsweise entwickeln wir Mitmachstationen oft mit Hilfe von Prototypen, die wir testen und verbessern. Eine funktionierende Fehlerkultur ist dafür essenziell.
  • Wobei oder wodurch wird Ihr Kopf wieder frei?
    Mein Arbeitsweg führt mich durch den Bürgerpark – perfekt um abzuschalten.
  • Der/Die nächste Nachwuchswissenschaftler/in zieht nach Bremen oder Bremerhaven. Was würden Sie ihm/ihr raten, wo er/sie wohnen und abends weggehen soll?
    Ich genieße es, in der Nähe der Weser zu wohnen. Abends ist in Bremen überall viel los. Meine Wege führen mich jedoch meistens ins Viertel: auf einen Drink ins März, zum Falafelessen ins Yalla Yalla, für einen Kinofilm in die Schauburg oder zum Tanztheater ins kleine Haus, oder, oder, oder …
  • Mit wem würden Sie ihn/sie hier in Bremen oder Bremerhaven bekannt machen wollen?
    In Bremen kennt ja fast jeder jeden. Also würde ich mit irgendjemanden starten und warten, bis mir diese Person selbst wieder vorgestellt wird.
  • Wenn Sie einen Tag lang Ihr Leben mit einem Bremer oder einer Bremerin tauschen könnten, wessen Leben würden Sie wählen?
    Vielleicht würde ich mit Marco Bode tauschen, dann bekäme ich spannende Einsichten und viele Informationen für das Gesprächsthema der Stadt: den SV Werder.

Dr. Kerstin Haller

© WFB/Ginter

Steckbrief: Dr. Kerstin Haller

Geburtsjahr

1969

Tätigkeitsbereich

Verantwortlich für Dauer- und Sonderausstellungen des Universum® Bremen sowie alle ausstellungsbegleitenden Programme

Aktuelle Position / Funktion

Leiterin Ausstellung & Didaktik

Familienstand

verheiratet, zwei Kinder

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