Wissenschaft persönlich: Dr. Julie Meilland

Dr. Julie Meilland im Labor für Wissenschaft persönlich
Dr. Julie Meilland ist Postdoktorandin am Zentrum für Marine Umweltwissenschaften der Universität Bremen (MARUM) und arbeitet dort mit den "planktischen Foraminiferen", sehr kleinem Plankton aus der Wassersäule des Ozeans. Eines ihrer aktuellen Forschungsprojekte ist zum Beispiel die Arbeit mit Material aus einem Langzeitobservatorium im subtropischen Atlantik.

© WFB/Jonas Ginter

Bremens Wissenschaft ist exzellent! Und daran haben natürlich die vielen schlauen Köpfe, die sich in den Laboren und den Hörsälen tummeln, erheblichen Anteil. Wer steckt hinter dem Erfolg der Bremer Wissenschaft? In unserer Porträt-Reihe Wissenschaft persönlich stellen sich Wissenschaftler:innen und Wissenschaftskommunikator:innen regelmäßig unseren Fragen und verraten, was sie an ihrer Arbeit lieben und warum der Standort Bremen für sie genau der richtige ist.

Im November stand uns Dr. Julie Meilland vom Zentrum für Marine Umweltwissenschaften der Universität Bremen (MARUM) Rede und Antwort. Die gebürtige Französin kam vor fünf Jahren nach Bremen, um am MARUM zu arbeiten. Was Frau Dr. Meilland am Land Bremen als Wissenschaftsstandort schätzt, mit welchem Tier sie die Wissenschaftsszene vergleichen würde und mit welcher Bremer Persönlichkeit sie ihr Leben für einen Tag tauschen würde, erfahrt ihr hier im Interview:

  • Was wären Sie geworden, wenn Sie nicht Wissenschaftlerin geworden wären?

Journalistin! Als Kind wollte ich die Welt bereisen, neue Orte und Menschen entdecken. Im Endeffekt reise ich mit meinem Beruf auch um die Welt. In der Wissenschaft versuche ich eher zu verstehen, wie die Natur funktioniert, als sie zu beschreiben.

  • Wann finden Sie Ihren Job klasse? Welche Momente sorgen für Begeisterung?

Ich habe die Möglichkeit, an ozeanographischen Schiffsexpeditionen an ganz besonderen Orten teilzunehmen. Die Entdeckung der Antarktis und der Arktis ist unvergesslich für mich... Ich fühle mich auch sehr privilegiert, wenn ich mein kleines Plankton dabei beobachte, wie es etwas Besonderes tut oder etwas, das nicht oft beobachtet wurde.

  • Stellen Sie sich vor, Sie hätten auf dem Freimarkt einen Stand und müssten nun den Besucher:innen erklären, an was Sie gerade arbeiten – wie sähe Ihr Stand aus?

An meinem Stand würde ich ein Mikroskop haben, um den Leuten zu zeigen, was man in einem einfachen Tropfen Meerwasser beobachten kann. Außerdem würde ich verschiedene Aquarien mit mehr oder weniger saurem Wasser und kleinen Kalzitstücken aufstellen. Ich würde diese Gelegenheit nutzen, um den Leuten zu zeigen, was die Versauerung der Ozeane mit den kalkhaltigen Meeresorganismen macht, indem ich ein Stück Kalzit in die Aquarien tauche.

  • Welche gesellschaftliche Bedeutung hat Ihre Arbeit und worin besteht der Nutzen?

In meiner Arbeit beobachte ich die Entwicklung von Meeresorganismen, die für das Gleichgewicht des Ökosystems im Kontext des Klimawandels wichtig sind. Wo leben sie? Sind sie häufiger oder seltener anzutreffen? Was können diese Lebewesen uns über das Klima in der Vergangenheit sagen, und können sie uns helfen, die Zukunft besser zu verstehen?

  • Wann sprechen Sie bei Ihrer Arbeit von Fortschritt? Oder anders gefragt: Womit retten Sie die Welt?

In meinem Forschungsbereich sprechen wir oft von Fortschritten bei unseren neuen Erkenntnissen, wenn wir eine klare Veränderung oder eine eindeutige Reaktion der Organismen-Gemeinschaft auf ihre Umwelt in der Vergangenheit oder Gegenwart feststellen. Je besser wir verstehen, wie Organismen auf drastische Veränderungen (z. B. der Temperatur) reagieren, desto besser können wir begreifen, wie sich dies auf gesellschaftlicher Ebene auswirken könnte. Durch unsere Zusammenarbeit im Team tun wir unser Bestes, um Ergebnisse zu erzielen, die unseren Politiker:innen helfen könnten, Entscheidungen zum Klimawandel zu treffen.

  • Verraten Sie uns Ihr liebstes Arbeitsinstrument oder Ihre wichtigste Forschungsmethode?

Mein liebstes Arbeitsgerät ist mein Pinsel! Ein sehr dünner, mit dem ich die Foraminiferen sammeln, drehen und beobachten kann. Ohne ihn würde ich nicht viel machen können; ich habe immer einen dabei!

  • Wann und warum führte Sie Ihr Weg nach Bremen? Und woher kamen Sie?

Ich komme aus Frankreich. Ich kam vor 5 Jahren nach Bremen, um am MARUM zu arbeiten, zunächst für ein Jahr! Dank eines Forschungsprojekts, das ich entwickelt habe und das von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) finanziert wurde, und dank des Exzellenzclusters am MARUM bin ich immer noch hier.

  • Was schätzen Sie am Land Bremen als Wissenschaftsstandort? Was hält Sie hier?

Bremen ist ein idealer Standort für die Meeresforschungsszene, umgeben von starken Instituten und Laboren in Bremen, aber auch in Bremerhaven, Oldenburg, Hamburg, Kiel... Alle Institute arbeiten intensiv zusammen und schaffen so ein sehr dynamisches Umfeld. Die DFG ist auch eine großartige Unterstützung, sie finanziert viele Forschungsprojekte und bietet viele Möglichkeiten für Nachwuchswissenschaftler:innen. Darüber hinaus verfügt Deutschland über eine große Flotte von Forschungsschiffen, die es ermöglicht, regelmäßig auf See zu fahren, um Proben zu sammeln.

  • Fehlt Ihnen etwas?

Eine französische Bäckerei!!! Ich vermisse natürlich auch meine Freunde und meine Familie, aber Bremen ist jetzt mein Zuhause und hoffentlich für lange Zeit.

  • Die Wege in Bremen und Bremerhaven sind bekanntlich kurz. Wie bewegen Sie sich durch die Stadt?

Ich mache alles mit meinem Fahrrad!

  • Wenn Sie die Wissenschaftsszene im Land Bremen mit einem Tier vergleichen sollten, welches würden Sie wählen und warum?

Eine Foraminifere natürlich! Wunderschön, klein, aber wirkungsvoll, interagiert viel mit ihrer Umgebung und hinterlässt ein bleibendes Erbe.

  • Was war die größte Herausforderung Ihrer wissenschaftlichen/beruflichen Laufbahn, die Sie zu meistern hatten?

Die Unsicherheit des Arbeitsplatzes ist etwas, mit dem man nur schwer umgehen kann, vor allem, wenn die Jahre vergehen. Die Wissenschaft ist auch ein wettbewerbsorientiertes Umfeld, in dem wir Forschungsvorschläge und Forschungsarbeiten einreichen, die von unseren Kolleg:innen beurteilt werden. Die Ablehnung eines Projekts oder eines wissenschaftlichen Artikels ist allen Wissenschaftler:innen bekannt, aber es ist immer schwierig, sie zu überwinden.

  • Welche stehen Ihnen noch bevor?

Wahrscheinlich beides... Ich habe noch keine unbefristete Stelle und werde höchstwahrscheinlich immer wieder Forschungsvorschläge und Arbeiten einreichen, die vielleicht abgelehnt werden.

  • Haben Sie eine persönliche Erfolgsformel?

Was auch immer das Ziel ist, man muss es versuchen und sich anstrengen - wenn es nicht klappt, hat man wenigstens alles gegeben!

  • Aus welchem Scheitern haben Sie am meisten gelernt?

Von der Ablehnung eines Projekts. Es ist schwierig, sie zu akzeptieren, wenn sie kommt, aber sie gibt uns die Möglichkeit, noch mehr über unsere Ideen nachzudenken und sie zu verbessern. Sie spornt uns an, weiter zu gehen - oft zum Besten.

  • Wobei oder wodurch wird Ihr Kopf wieder frei?

Ich laufe - sehr viel!

  • Die nächsten Nachwuchswissenschaftler:innen ziehen nach Bremen. Was würden Sie ihnen raten, wo man wohnen und abends weggehen soll?

Wenn sie abends etwas Ruhe haben wollen, würde ich ihnen empfehlen, in der Nähe des Bürgerparks oder des Rhododendronparks zu wohnen. Zum Ausgehen würde ich ihnen empfehlen, ins Viertel oder in die Neustadt zu gehen.

  • Mit wem würden Sie diese Wissenschaftler:innen hier in Bremen oder Bremerhaven bekannt machen wollen?

Mit uns! Als ich nach Bremen zog, hatte ich das Glück, von einem Kollegen in seinen Freundeskreis eingeführt zu werden. Später wurden sie auch unsere Freunde, und wir sind dankbar, dass wir gleich bei unserer Ankunft auf aufgeschlossene Menschen gestoßen sind. Das wünsche ich auch allen "Neuankömmlingen".

  • Wenn Sie einen Tag lang Ihr Leben mit einer Bremer oder Bremerhavener Persönlichkeit tauschen könnten, wessen Leben würden Sie wählen?

Das ist eine schwierige Frage, aber da ich eine ewige Naschkatze bin, würde ich sagen: Joseph Emil Hachez!

Portrait Dr. Julie Meilland Wissenschaft persönlich

© WFB/Jonas Ginter

Geburtsjahr

1989

Fachbereich / Forschungsfeld

MARUM – Zentrum für Marine Umweltwissenschaften der Universität Bremen

Aktuelle Position / Funktion

Postdoc

Aktuelle Tätigkeit / aktuelles Forschungsprojekt

Ich arbeite mit sehr kleinem Plankton aus der Wassersäule des Ozeans, den "planktischen Foraminiferen". Ich interessiere mich für ihre Ökologie und Populationsdynamik. Ich arbeite zum Beispiel mit Material aus einem Langzeitobservatorium im subtropischen Atlantik.

Familienstand

verheiratet

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