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Weltweit einmaliger Roboter aus Bremen schenkt Selbstständigkeit

Frau im Rollstuhl
Innovation der Universität Bremen hilft gelähmten Menschen

© Pressedienst Bremen/Christian Beneker

Wissenschaftler des Instituts für Automatisierungstechnik (IAT) der Universität Bremen haben weltweit einmalig einen Roboter programmiert, der gelähmten Menschen ein selbstständiges Arbeiten ermöglicht.

Eine hoch komplexe Maschine des IAT namens "Functional Robot arm with user-frIENdly interface for Disabled people" - kurz: "FRIEND" - hat das Potenzial das Leben gelähmter Menschen grundlegend zu ändern. Der Roboter FRIEND besteht im Prinzip aus einem Rollstuhl mit Computer, einem Bildschirm, Kameras, einem Joystick für das Kinn, einem Steuerungsring um die Stirn sowie einem Roboterarm.

FRIEND ermöglicht der gelähmten Lena Kredel ein hohes Maß an Selbstständigkeit. Dank des Roboters hat sie nach elf Jahren Suche endlich wieder eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung.

Die Rückkehr in den Job dank FRIEND

Lena Kredel ist wegen einer Multiplen Sklerose vom Hals abwärts gelähmt. Die studierte Literaturwissenschaftlerin ist vor zwei Jahren aus Berlin an die Weser gekommen und arbeitet nun im Forschungsprogramm FRIEND mit. FRIEND ersetzt ihre Hände, Arme und Schultern. Für Kredel ist der Roboter ein Segen: Dank FRIEND arbeitet sie trotz der Behinderung eigenständig als Bibliothekarin in der Staats- und Universitätsbibliothek Bremen. "Wir haben deutschlandweit gesucht und mit Frau Kredel schließlich einen Glücksgriff gemacht", so Professor Axel Gräser, der das Forschungsprogramm seit 1997 verantwortet und leitet. "Dies ist weltweit der erste und einzige selbständige Arbeitsplatz für fast vollständig gelähmte Menschen", so Gräser.

Professor Axel Gräser an der Universität Bremen

© Pressedienst Bremen/Christian Beneker

Kopfnicken und Befehle werden zu Handlungen

Kredel bedient mit einem Kopfnicken den Steuerungsring und bewegt den Cursor. Ein zweites kurzes Kopfnicken – schon ist ein Befehl angeklickt. So schickt sie ihre Befehle an die Software, die den Roboterarm lenkt: "Nimm das Buch und schlage es auf dem Pult auf". Eine Software errechnet aus dem Befehl und dem Bild, das die eingebaute Film-Stereokamera macht, selbstständig die nötigen Bewegungen des Roboterarms. "Das Arbeitsprogramm funktioniert zu 89 Prozent", sagt Projektmitarbeiter Henning Kampe. "Durch eine neue Funktion kann Frau Kredel den Vorgang auch mittendrin stoppen und neu starten. So haben wir fast 100 Prozent korrekte Abläufe."

Forschung fordert Geduld, Geschick und ein eingespieltes Team. Die Bremer verfügen über alle drei Zutaten für den Erfolg. "Ich bin ja ein geduldiger Mensch", lacht Kredel, "dann muss es der Computer auch sein." Der Roboter greift nach dem Buch – die Aktion klappt. Der Arm legt das Buch nun auf das Pult. Eine eigens angebrachte Mechanik kann es aufschlagen, und Kredel kann per Spracherkennungsprogramm die bibliothekarischen Angaben aus dem Buch in den Computer eingeben.

Zukunft mit beruflicher Perspektive

Kredels Arbeitsplatz in der Bibliothek ist auf zwei Jahre begrenzt. Aber ein neuer Job ist schon in Aussicht. Sie kann in einem Team mitarbeiten, das Schulungen für zukünftige Nutzer von Unterstützungsrobotern und deren Kontaktpersonen in Rehabilitationszentren erstellt. "Das Wichtigste ist", sagt Kredel, "ich brauche keine Arbeitsassistenz mehr. Ich komme selber klar."

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