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Wissenschaft Persönlich: Ralf Schleith

Mann vor einem Wasserstofftank
Als Head of Competence Center Metall bei MT Aerospace in Bremen verantwortet er die Fertigung der Wasserstofftanks der zukünftigen europäischen Trägerrakete Ariane 6.

© WFB/Ginter

Bremens Wissenschaft ist exzellent! Und daran haben natürlich die vielen schlauen Köpfe, die sich in den Laboren und den Hörsälen tummeln, erheblichen Anteil. Wer steckt hinter dem Erfolg der Bremer Wissenschaft? In unserer Porträt-Reihe Wissenschaft persönlich stellen sich Wissenschaftler:innen und Wissenschaftskommunikator:innen regelmäßig unseren Fragen und verraten, was sie an ihrer Arbeit lieben und warum der Standort Bremen für sie genau der richtige ist.

Im Oktober 2018 stand uns der gebürtige Karlsruher Ralf Schleith Rede und Antwort. Der Traum vom Fliegen begleitete ihn schon damals, als er noch Berufspilot werden wollte. Geflogen ist er - aber als Fallschirmspringer! Heute arbeitet er als Head of Competence Center Metall bei MT Aerospace in Bremen und steht vor der Transition von Ariane 5 zu Ariane 6. Für letztere fügt er mit seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die bei MT Aerospace in Augsburg gefertigten Tankböden und Zylinderpanele in Bremen zu einem Treibstofftank zusammen.

  • Was wären Sie geworden, wenn Sie nicht Wissenschaftler (oder Raumfahrtexperte im Allgemeinen) geworden wären?
    Eigentlich wollte ich Berufspilot werden, Fliegen hat mich schon immer fasziniert. In meiner Jugend habe ich mit Freunden eine Ausbildung zum Fallschirmspringer absolviert und habe dies einige Jahre verfolgt.

  • Wann finden Sie Ihren Job klasse? Welche Momente sorgen für Begeisterung?
    Immer dann wenn wir ein Produkt erfolgreich gefertigt haben. Unzer anderem wenn ich selbst in einem Produktionsschritt z.B. beim Schweißen aktiv tätig bin. Einen anderen Moment für Begeisterung habe ich immer dann, wenn ich mit meiner Frau zu Hause in Karlsruhe in einem Straßencafé sitze und darüber nachdenke was ich für einen Job habe und welche Produkte wir herstellen. Das findet man nicht sehr oft.

  • Stellen Sie sich vor, Sie hätten auf dem Freimarkt einen Stand und müssten nun den Besuchern erklären, an was Sie gerade arbeiten – wie sähe Ihr Stand aus?
    Zunächst würde ich den Besuchern einen Demonstrator der neuen Ariane 6 vorstellen, an dem ich dann erläutern würde, welche Komponenten wir fertigen, welche Belastungen die Bauteile während des Starts und des Fluges haben, einfach gesagt dem Besucher das bildlich erläutern als wäre er bei einem Ariane Start mit dabei.

  • Welche gesellschaftliche Bedeutung hat Ihre Arbeit und worin besteht der Nutzen?
    Die Raumfahrt ermöglicht die Kommunikation, die das zentrale Drehkreuz der Gesellschaft spiegelt.

  • Wann sprechen Sie bei Ihrer Arbeit von Fortschritt? Oder anders gefragt: Womit retten Sie die Welt?
    Zunächst ist jedes erfolgreich hergestellte Produkt im Raumfahrtbereich ein Fortschritt. Mit jeder Mission wächst die Erfahrung, die die Forscher und die Wissenschaft einen Schritt weiterbringt.
    Aktuell sind wir mitten in der Transition von Ariane 5 zu Ariane 6, das bedeutet auch gleichzeitig neue Prozesse, neue Anlagen, neue Technologien, neue Materialien und und und… Des Weiteren führen wir gerade intensiv Shopfloormanagement, Leanmanagement, Industrie 4.0 ein, um auf dem Weltmarkt langfristig bestehen zu können.

  • Verraten sie uns Ihr liebstes Arbeitsinstrument oder Ihre wichtigste Forschungsmethode?
    Mein liebstes und gleichzeitig wichtigstes Arbeitsinstrument sind die Produktionshallen, sozusagen der Puls des Geschehens, wo die Produkte entstehen und wachsen.

  • Wann und warum führte Sie Ihr Weg nach Bremen? Und woher kamen Sie?
    Gestartet hat meine berufliche Reise in meinem Geburtsort Karlsruhe, dort habe ich meine ersten Grunderfahrungen Mitte der 90er Jahre in der Schweißtechnik gesammelt. Diese Weiterentwicklung war 1998 mein Einstieg in die Raumfahrt bei Fa. Zeppelin in Friedrichshafen. Dort wurden u.a. die Treibstofftanks der alten A5 Oberstufe gefertigt. Von dort aus ging es 2001 nach Augsburg zu MT Aerospace AG wo viele Ariane 5 Komponenten gefertigt werden. Durch die Weiterentwicklung der Ariane 5 (ME) entstand 2013 eine neue Betriebsstätte in Bremen.

  • Was schätzen Sie am Wissenschafts- und Raumfahrtstandort Bremen? Was hält Sie hier?
    Bremen ist eine Hochburg, was das Thema Luft- und Raumfahrt betrifft. Hier gibt es zu diesem Thema geballte Kompetenz. Zudem gefällt mir Bremen sehr gut, ich habe mich gleich von Anfang an wohl gefühlt, die Altstadt und ihre Kneipen, die Schlachte, das Schnoorviertel um nur ein paar Dinge zu nennen, natürlich bietet Bremen noch viel mehr.

  • Fehlt Ihnen etwas?
    Wenn ich ehrlich sein soll Ja, meine Frau hätte ich gerne hier in Bremen, lässt sich aber leider nicht realisieren, da Sie ebenfalls beruflich in Karlsruhe gebunden ist.

  • Die Wege in Bremen sind bekanntlich kurz. Wie bewegen Sie sich durch die Stadt?
    Von Augsburg oder Karlsruhe fliege ich nach Bremen. Da unsere Betriebsstätte gegenüber dem Flughafen ist, benutze ich ausschließlich die öffentlichen Verkehrsmittel um in die Stadt zu kommen. Das ist für mich stressfreier und ich bekomme weniger Strafzettel.

  • Wenn Sie die Wissenschaftsszene im Land Bremen mit einem Tier vergleichen sollten, welches würden Sie wählen und warum?
    Aus dem Bauch heraus denke ich an einen Blauwal. Die Gründe hierfür habe ich bei der Frage, was ich am Wissenschafts- und Raumfahrtstandort Bremen so schätze, schon erläutert.

  • Was war die größte Herausforderung Ihrer wissenschaftlichen/beruflichen Laufbahn, die Sie zu meistern hatten?
    Die größte Herausforderung ist wie schon erwähnt, die aktuelle Transition von Ariane 5 zu Ariane 6 und das an zwei verschiedenen Orten (Augsburg und Bremen) gleichzeitig. Bei dem Wechsel vor 20 Jahren von Ariane 4 auf Ariane 5 ist das kein Vergleich in Art und Umfang.

  • Welche stehen Ihnen noch bevor?
    Die nächste Herausforderung ist es die Ariane 6 in gleich hoher Qualität und Zuverlässigkeit fliegen zu lassen wie bereits die Ariane 4 und 5.

  • Haben Sie eine persönliche Erfolgsformel?
    Ja, eine ganz wichtige Erfolgsformel ist die Familie. Eine weitere ist die richtige Berufswahl, der Job, der viel Geld bringt, ist nicht immer der Beste, dein Job muss auch Spaß machen und dich ausfüllen. Dann kommt der Rest von ganz alleine.

  • Aus welchem Scheitern haben Sie am meisten gelernt?
    In meiner Laufbahn gab es schon die ein oder andere Sache an der ich scheiterte, jedoch ist jedes Scheitern auch ein Lernprozess und eine persönliche Weiterentwicklung. So gesehen habe ich viel gelernt.

  • Wobei oder wodurch wird Ihr Kopf wieder frei?
    Wenn ich am Freitag nach Hause komme, zu meiner Familie. Da meine beruflichen Umfelder zu meinem Wohnsitz örtlich getrennt sind kann ich hier in der Regel recht gut und schnell abschalten.

  • Der/Die nächste Nachwuchswissenschaftler/in zieht nach Bremen. Was würden Sie ihm/ihr raten, wo er/sie wohnen und abends weggehen soll?
    Als Wohnort könnte ich u.a. Lilienthal empfehlen, zum abends weggehen kann ich die Bremer Altstadt mit ihren Gassen und Kneipen, die Schlachte als auch die Innenstadt mit ihren vielseitigen Einkaufsmöglichkeiten empfehlen.

  • Mit wem würden Sie ihn/sie hier in Bremen bekannt machen wollen?
    Mit Kollegen aus der Branche.

  • Wenn Sie einen Tag lang Ihr Leben mit einem Bremer oder einer Bremerin tauschen könnten, wessen Leben würden Sie wählen?
    Hm, wenn ich darüber nachdenke, würde ich gar nicht tauschen wollen.

Ralf Schleith

© WFB/Ginter

Steckbrief: Ralf Schleith

Geburtsjahr

1966

Fachbereich / Forschungsfeld

Produktion

Aktuelle Position / Funktion

Head of Competence Center Metall bei MT Aerospace

Aktuelle Tätigkeit / Aktuelles Forschungsprojekt

Komm. Bereichsleitung

Familienstand

verheiratet, 3 Kinder

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