1. Startseite
  2. Wissenschaft
  3. Wissenschaft persönlich
  4. Wissenschaft Persönlich: Dr. Eva Hackmann

Wissenschaft Persönlich: Dr. Eva Hackmann

Eine Frau sitzt auf einem weißen Sofa
Leiterin der Arbeitsgruppe Gravitationstheorie am Zentrum für Angewandte Raumfahrttechnologie und Mikrogravitation (ZARM) der Universität Bremen

© WFB/Jonas Ginter

Bremens Wissenschaft ist exzellent! Und daran haben natürlich die vielen schlauen Köpfe, die sich in den Laboren und den Hörsälen tummeln, erheblichen Anteil. Wer steckt hinter dem Erfolg der Bremer Wissenschaft? In unserer Porträt-Reihe Wissenschaft persönlich stellen sich Wissenschaftler:innen und Wissenschaftskommunikator:innen regelmäßig unseren Fragen und verraten, was sie an ihrer Arbeit lieben und warum der Standort Bremen für sie genau der richtige ist.

Im Juni 2018 stand uns Dr. Eva Hackmann Rede und Antwort. Sie erforscht relativistische Effekte sowohl in der Astrophysik als auch auf oder in der Umgebung der Erde am ZARM.

  • Was wären Sie geworden, wenn Sie nicht Wissenschaftlerin (oder Raumfahrtexpertin im Allgemeinen) geworden wären?
    Früher wollte ich mal Lehrerin oder Apothekerin werden. Die Hochschullehre ist ja auch ein wichtiger Teil meines Berufs, der mir viel Spaß macht.
  • Wann finden Sie Ihren Job klasse? Welche Momente sorgen für Begeisterung?
    Das kann sehr unterschiedlich sein. Wenn sich aus einer spontanen Idee ein schönes Forschungsergebnis entwickelt. Wenn meine Ideen von Anderen aufgegriffen und weiterentwickelt werden. Oder wenn den Studierenden dank meiner Erklärung ein Licht aufgeht.
  • Stellen Sie sich vor, Sie hätten auf dem Freimarkt einen Stand und müssten nun den Beuscherinnen und Besuchern erklären, an was Sie gerade arbeiten – wie sähe Ihr Stand aus?
    Ich würde den Stand wie das Universum gestalten, schwarz mit schönen Bildern von Galaxien, schwarzen Löchern und Neutronensternen. Außerdem würde ich Perücken mit grauen Haaren an die Besucher verteilen, die weiter weg von den schwarzen Löchern stehen als ihre Freundinnen und Freunde und ihnen erklären, wie viel schneller sie im Vergleich altern würden.
  • Welche gesellschaftliche Bedeutung hat Ihre Arbeit und worin besteht der Nutzen?
    Bei der Grundlagenforschung ist es immer besonders schwierig den Nutzen abzuschätzen. In der Vergangenheit hat sich oft gezeigt, dass solche Forschungsergebnisse vielleicht erst nach Jahrzehnten unmittelbar eingesetzt werden. Unsere Forschung zur relativistischen Geodäsie könnte vielleicht zur Bekämpfung des Klimawandels beitragen. In der Astrophysik untersuchen wir das Universum im Großen, was zum Beispiel dazu beitragen könnte, die Entstehung unserer Milchstraße oder der Erde zu verstehen.
  • Wann sprechen Sie bei Ihrer Arbeit von Fortschritt? Oder anders gefragt: Womit retten Sie die Welt?
    Der Fortschritt geht fast immer nur sehr kleine Schritte. Große Durchbrüche wie zum Beispiel der kürzlich erbrachte direkte Nachweis von Gravitationswellen werden oft durch Kollaborationen von hunderten oder sogar tausenden von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern ermöglicht. Dass solche Kollaborationen über die diversen Kulturen der Beteiligten hinweg funktionieren, finde ich bemerkenswert. Da schreitet die Wissenschaft mit ihrem globalen friedlichen Miteinander mit gutem Beispiel voran.
    Als einzelne Wissenschaftlerin rettet man aber wohl kaum die Welt. Bei meiner konkreten Arbeit spreche ich von Fortschritt, wenn ich ein Problem in allen Aspekten durchschaut habe und lösen konnte.
  • Verraten Sie uns Ihr liebstes Arbeitsinstrument oder Ihre wichtigste Forschungsmethode?
    Mein liebstes Arbeitsinstrument ist immer noch der Bleistift. Natürlich benutze ich vorwiegend den Computer, aber meine besten Einfälle habe ich, wenn ich verschiedene Ansätze auf Papier bringe.
  • Wann und warum führte Sie Ihr Weg nach Bremen? Und woher kamen Sie?
    Ich habe in Oldenburg Mathematik studiert und das Thema Raumfahrt hat mich 2005 nach Bremen an das ZARM gelockt, um dort meine Diplomarbeit zu schreiben. Es folgte die Doktorarbeit und schließlich habe ich mich hier dauerhaft niedergelassen.
  • Was schätzen Sie am Wissenschafts- und Raumfahrtstandort Bremen? Was hält Sie hier?
    ​​​​​​​
    Bremen ist in der Raumfahrt sehr gut aufgestellt und ich schätze es, dass man mit vielen verschiedenen Leuten in unterschiedlichen Positionen in Kontakt kommt. In Bremen habe ich außerdem meine Familie und Freunde in der Nähe.
  • Fehlt Ihnen etwas?
    ​​​​​​​Ich würde mir wünschen, dass das Thema Raumfahrt auch strukturell stärker an der Uni Bremen verfolgt wird. Für die Raumfahrt ist langfristige Planbarkeit und Expertise enorm wichtig und das sollte auch in der Wissenschaft stärker umgesetzt werden.
  • Die Wege in Bremen sind bekanntlich kurz. Wie bewegen Sie sich durch die Stadt?
    Zur Arbeit fahre ich den gar nicht so kurzen Weg meistens mit dem Auto. Ich nutze aber auch regelmäßig die Regionalbahn, um schnell in die Innenstadt oder zu den Fernverkehrszügen zu kommen.
  • Wenn Sie die Wissenschaftsszene im Land Bremen mit einem Tier vergleichen sollten, welches würden Sie wählen und warum?
    Einen Bienenschwarm.
  • Was war die größte Herausforderung Ihrer wissenschaftlichen/beruflichen Laufbahn, die Sie zu meistern hatten?
    ​​​​​​​Als Mathematikerin eine Doktorarbeit in der Physik zu schreiben und mich über mehr als drei Jahre mit einem Thema auseinanderzusetzen, war sicherlich meine größte Herausforderung.
  • Welche stehen Ihnen noch bevor?
    Ich plane demnächst zu habilitieren. Außerdem ist es immer eine Herausforderung, andere von der eigenen Forschung zu überzeugen und Forschungsmittel einzuwerben.
  • Haben Sie eine persönliche Erfolgsformel?
    ​​​​​​​Das Wichtigste ist, sich nicht unterkriegen zu lassen und immer wieder aufzustehen.
  • Aus welchem Scheitern haben Sie am meisten gelernt?
    ​​​​​​​Ich lerne am meisten aus dem kleinen Scheitern an den täglichen Problemen. Ein besonderes Ereignis habe ich da nicht parat.
  • Wobei oder wodurch wird Ihr Kopf wieder frei?
    Indem ich Zeit mit meiner Familie verbringe und mit meinem Sohn spiele.
  • Der/Die nächste Nachwuchswissenschaftler/in zieht nach Bremen. Was würden Sie ihm/ihr raten, wo er/sie wohnen und abends weggehen soll?
    ​​​​​​​Je nach Lebenssituation stadtnah, vielleicht im Viertel, oder etwas weiter raus aber uninah, z.B. in Horn, wo ich auch lange gewohnt habe. Zum Weggehen würde ich die Schlachte empfehlen und bei schlechtem Wetter Paddy‘s Pit.
  • Mit wem würden Sie ihn/sie hier in Bremen bekannt machen wollen?
    ​​​​​​​Mit meinen Kolleginnen und Kollegen.
  • Wenn Sie einen Tag lang Ihr Leben mit einem Bremer oder einer Bremerin tauschen könnten, wessen Leben würden Sie wählen?
    Sven Regener.
Dr. Eva Hackmann

© WFB/Jonas Ginter

Dr. Eva Hackmann

Geburtsjahr

1980

Fachbereich / Forschungsfeld

Gravitationstheorie, Astrophysik


Aktuelle Position / Funktion

Leiterin Arbeitsgruppe Gravitationstheorie am Zentrum für Angewandte Raumfahrttechnologie und Mikrogravitation (ZARM), Universität Bremen


Aktuelle Tätigkeit / aktuelles Forschungsprojekt

Erforschung von relativistischen Effekten sowohl in der Astrophysik als auch auf oder in der Umgebung der Erde. Principal Investigator (PI) im Graduiertenkolleg "Models of Gravity" und im Sonderforschungsbereich "Relativistische Geodäsie mit Quantensensoren (geo-Q)"


Familienstand

verheiratet, ein Sohn

Das könnte Sie auch interessieren

Ein Mann in einem blauen Hemd steht neben dem Modell einer Rakete; Quelle WFB/Jonas Ginter

Raumfahrt persönlich

© WFB/Jonas Ginter

Eine dunkelhaarige Frau posiert zwischen Buchsbäumen

Wissenschaft persönlich

© WFB/Jonas Ginter

Der Fallturm aus der Luft fotografiert; Quelle: WFB/terra-air-services

Wissenschaftsstandort Bremen

© WFB / terra-air-services

Gezeichnete Skyline von Bremens prominentenen Gebäuden