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Die Welt der Raumfahrt: zu Gast bei Airbus und der ArianeGroup

Panoramabild des Columbus-Moduls
Den Weltraumtag am 4. Mai haben wir mit einer Sonderführung der besonderen Art bei Airbus und der ArianeGroup in der Bremer Airport-Stadt begangen.

© Airbus

Kaum angekommen, ist das Staunen groß

Nach einer kurzen Passkontrolle geht es los und wir betreten gemeinsam mit unserem Gruppenführer Götz Anspach von Bröcker, Key Account Manager German Space Research Institutions & ESA Technology Programs bei Airbus, das sonnendurchflutete Airbus-Gelände. Unser erster Blick fällt direkt in den Reinraum, in dem die Oberstufen der Ariane-Trägerraketen und das Europäische Service Modul für das neue NASA Raumschiff Orion gebaut werden. Im Reinraum deswegen, weil selbst feinste Staubkörner Fehl- und Kurzschlüsse verursachen können und eine schnelle, einfache, geschweige denn kostengünstige Reparatur im All nicht möglich ist. Überraschend für uns: Wegen Platzmangel wird die Oberstufe auf einer Erhöhung, vergleichbar mit einem Balkon, gebaut. Mit Witz und Charme erzählt Götz Anspach von Bröcker von Vergangenem, Aktuellem und Zukünftigem aus der Raumfahrt. Das Forschungslabor Columbus, seit 2008 an der ISS angedockt und in Bremen gebaut, spielt bereits an dieser Stelle eine große Rolle – nicht ahnend, dass wir einige Momente später im Weltraumlabor stehen werden. Es gibt viel zu hören und noch mehr zu sehen. Auch dank des Perspektivwechsels vor den großflächigen Fenstern des Reinraums: Erst auf Augenhöhe, dann von oben. In beiden Fällen fühlen wir uns bereits hier wie in einem Science Fiction-Film.

Es ist angerichtet: Frühstück auf dem Mond

Wie es wohl wäre, im Weltall zu frühstücken? Gemütlich auf dem Mond sitzen, genusshaft in ein Brötchen beißen und dabei den Ausblick auf die Erde genießen. Traumhafte Vorstellung! Das bleibt sie vorerst leider auch, doch in Bremen erleben Sie, wie die Gravitation auf den Planeten unseres Sonnensystems und dem Mond wirkt: Da sind wir nun bei Airbus und heben Frühstückstabletts hoch. Und erkennen auf so einfache und wirksame Weise, dass die Tabletts unterschiedlich schwer sind: Auf der Erde 5 Kilogramm schwer, wiegt dasselbe Tablett auf dem Mond gerade mal 800 Gramm und auf dem Jupiter hingegen stolze 12,7 Kilogramm! Im Umkehrschluss bedeutet dies, dass ein 70 Kilogramm schwerer Mensch auf dem Mond 11,2 und auf dem Jupiter 177,1 Kilogramm wiegen würde.


Brötchen können Astronauten zwar noch nicht im Weltall essen, aber vielleicht wird das bald mit Bake in Space möglich sein. Die verschweißte Astronautennahrung, die Airbus uns zeigt, sieht jedenfalls nicht gerade appetitlich aus. "Schmeckt auf der Erde auch nicht, da die Nahrung überwürzt ist", so Götz Anspach von Bröcker. Warum? Der Geschmack von Astronauten verändere sich im All.

Einmal in den Weltraum und wieder zurück

Nach dem Frühstück auf dem Mond geht es ins Columbus-Modul. Im 1:1-Modell des Weltraumlabors erfahren wir, wie die Astronauten und Astronautinnen bis zu einem halben Jahr lang auf der Internationalen Raumstation (ISS) 400 Kilometer über der Erde leben – mit allem, was dazugehört: schlafen, duschen, der tägliche Toilettengang und eben die Arbeit an Bord der ISS, worunter auch das Durchführen zahlreicher und unterschiedlichster Experimente gehört. Auf dem Weg ins Weltraumlabor sehen wir passenderweise im Kontrollzentrum für Raumfahrtmissionen einen Astronauten, der just in diesem Moment auf der ISS etwas kopfüber repariert – das Werkzeug um ihn herum schwebend. Aktuell leben auf der zwei Fußballfeld großen ISS sechs Astronauten. Im Columbus-Modul selber wird klar: Es ist laut, hell und vor allem eng! Da im Weltall Schwerelosigkeit herrscht, müssen sich die Astronautinnen und Astronauten nahezu jederzeit festschnallen. Auf engstem Raum mit wenig Privatsphäre leben und arbeiten sie so präzise wie möglich in einem durchgetakteten Tagesrhythmus. Ein schwindelerregendes Gefühl überkommt uns, als wir im Boden des Moduls eine dicke Glasscheibe entdecken, aus der die Astronauten die Erde und ihre Kolleginnen und Kollegen bei Außenarbeiten beobachten können. Einigen Besuchern kommt es so vor, als seien sie gerade wirklich dort.

Wir lernen: Raumfahrt ist eine Herausforderung dank Raum und Zeit, die es mit viel Ausdauer und Motivation zu überwinden gilt.

Im Kontrollzentrum können die Vorgänge auf der ISS überwacht werden

© WFB/Jonas Ginter

Raumfahrt – Geldverschwendung oder ein Gewinn für die Menschen?

Kommen wir zum Vorgänger von Columbus: dem Spacelab-Modul. Es wurde Anfang der 1980er Jahre in Bremen von Airbus im Auftrag der Europäischen Raumfahrtagentur ESA (European Space Agency) gebaut, war von 1983 bis 1998 auf 22 Missionen im Weltall, steht mittlerweile bei Airbus in Bremen und sorgt bei den Besichtigungen für Verwunderung und Staunen. Denn hier ist wahrhaftig Raumfahrtgeschichte zu sehen. "Immer wieder kommen ehemalige Mitwirkende hierher und schwelgen in Erinnerungen", so Götz Anspach von Bröcker. Der enge Raum des Spacelabs ist wohin das Auge reicht mit Klettverschlüssen und Schlaufen versehen. Damit die Gegenstände wie die damals schweren Bedienungsanleitungen nicht durch die Gegend schwebten, wollte man diese im Spacelab selber befestigen und entwickelte den heute bekannten und hilfreichen Klettverschluss. Die Inspiration kam aus der Pflanzenwelt: Eine Distel stand sozusagen Modell.


Es kommt vor, dass behauptet wird, Raumfahrt wäre reine Geldverschwendung. Diesen Irrglauben wissen wir – nicht zuletzt dank der informativen Führung – zu widerlegen: Moderne Navigation und Kommunikation auf der Erde wäre ohne Raumfahrttechnik nicht möglich. Zudem gibt es zahlreiche weitere Errungenschaften aus der Raumfahrt, die im Alltag hilfreich sind. Einige Beispiele sind Solarzellen, Wettervorhersagen, der Empfang des Fernsehprogramms oder Wasserfiltersysteme. Und falls Sie es noch nicht wussten: Auch kratzfeste Brillen und Ohr-Thermometer haben ihren Weg auf die Erde dank Raumfahrttechnik gefunden.

Gruppenfoto vor dem originalen Spacelab-Modul bei Airbus

© WFB

Außerirdische sind cool

Wie so oft stellen wir auch bei der Führung hier bei Airbus und der ArianeGroup fest, dass die Begeisterung für Raumfahrt sich überall findet – sei es bei Lehrkräften, Köchen, Ingenieuren, IT-Experten, Juristen, baldigen Craft Beer Brauern oder Schülerinnen und Schülern. Denn diese Berufe üben die Besucherinnen und Besucher dieser Führung aus. Dieser Begeisterung gehen wir nach und wollen von der jüngsten Teilnehmerin, die gerade einmal 11 Jahre alt ist, wissen, was sie an Raumfahrt fasziniert. Ihre Antwort überrascht uns keineswegs, denn sie ist begeistert von der Möglichkeit außerirdischen Lebens. O-Ton: "Das wäre schon cool!" Finden wir auch.


Und wenn schon ein künftiger Besitzer einer Hausbrauerei begeisterter Raumfahrt-Fan ist und aus Bielefeld für diese Führung nach Bremen kommt, denken wir gemeinsam auch über Weltraumbier nach!

Besucher während einer Raumfahrt-Führung im Columbus-Modul bei Airbus

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© WFB/Jonas Ginter

Zahlen, Daten, Fakten

Ariane 5

Airbus produziert jährlich 5 bis 8 Oberstufen der Trägerrakete.

  • Höhe: 54,8 Meter
  • Max. Startgewicht: 780 Tonnen
  • Schubkraft: bis zu 13.000 Kilonewton

Ariane 6

Airbus entwickelt die Oberstufe der Ariane 6. Der Start ist erstmalig für 2020 vorgesehen.

  • Höhe: 70 Meter
  • Max. Startgewicht: 789 Tonnen (A62, mit zwei Boostern) bzw.860 Tonnen (A64, mit vier Boostern)
  • Schubkraft: bis zu 15.000 Kilonewton

Columbus

Das Weltraumlabor Columbus wurde in Bremen erbaut und ist seit 2018 an die ISS angedockt.

  • Länge: 6,87 Meter
  • Durchmesser: 4,47 Meter
  • Gewicht: 19,3 Tonnen

TerraSar-X

Der Erdbeobachtungssatellit TerraSar-X wurde von Airbus und dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Zusammenarbeit der "Public Private Partnership (PPP)" erbaut und ist seit dem 15. Juni 2007 im All.

Frauen gehen bei Airbus ihren Wunschberufen in der Raumfahrt nach

Dr. Valerie Schröder bei "Raumfahrt persönlich"

Die Entwicklungsingenieurin Dr. Valerie Schröder stand für unsere Reihe "Raumfahrt persönlich" Rede und Antwort. Sie arbeitet für Airbus und entwirft im Projekt Crew Interactive Mobile Companion (CIMON) einen fliegenden, sprechenden kugelförmigen Roboter für die internationale Raumstation ISS.

Warum sie mit dem Projekt zwar nicht die Welt rettet, aber Astronauten hilft und mit welchem Tier sie die Stadt Bremen vergleicht, verrät Sie im Interview.

Ein Frau sitzt am Schreibtisch

© WFB/Jonas Ginter

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