Wissenschaft persönlich: Dr. rer. nat. Sirko Straube

Ein Mann steht neben einem Roboter
Dr. rer. nat. Sirko Straube ist Research & Administrative Manager im Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (dfki) und beschäftigt sich dort mit Künstlicher Intelligenz und Robotik. In seinen aktuellen Projekten widmet er sich der Strategieentwicklung im Forschungsbereich und dem Wissenschaftsmanagement.

© WFB/Jan Rathke

Bremens Wissenschaft ist exzellent! Und daran haben natürlich die vielen schlauen Köpfe, die sich in den Laboren und den Hörsälen tummeln, erheblichen Anteil. Wer steckt hinter dem Erfolg der Bremer Wissenschaft? In unserer Porträt-Reihe Wissenschaft persönlich stellen sich Wissenschaftler:innen und Wissenschaftskommunikator:innen regelmäßig unseren Fragen und verraten, was sie an ihrer Arbeit lieben und warum der Standort Bremen für sie genau der richtige ist.

Im Juni stand uns Dr. rer. nat. Sirko Straube Rede und Antwort: Er ist Research & Administrative Manager am Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz und beschäftigt sich dort mit Künstlicher Intelligenz und Robotik. Was Dr. Straube an seiner Arbeit besonders begeistert und warum er an seinem Freimarkt-Stand einen offenen Podcast anbieten würde, verrät er hier bei „Wissenschaft persönlich“:

  • Was wären Sie geworden, wenn Sie nicht Wissenschaftlerin geworden wären?

Ich habe mich schon in der Schule für Biologie und Informatik begeistert. Ich wollte immer wissen, wie das Leben funktioniert. Als Wissenschaftler hat man durchaus die Chance, etwas zu bewirken und Zusammenhänge zu verstehen. Rückblickend hätte ich auch gerne etwas ausprobiert, das gesellschaftlich unmittelbarer wirkt. Also einen Beruf, mit dem man stärker gutes gesellschaftliches Zusammenleben und einen besseren Umgang mit unserer Umwelt gestalten kann.

  • Wann finden Sie Ihren Job klasse? Welche Momente sorgen für Begeisterung?

Es ist immer toll, wenn man Menschen für neue Möglichkeiten begeistern kann und sieht, wie dadurch auch neue Dinge entstehen. Dabei ist es ganz egal, ob es Privatpersonen, Unternehmer:Innen oder Politiker:Innen sind. Außerdem ist es mein Antrieb, jungen Wissenschaftler:Innen dabei zu helfen, den nächsten Schritt zu gehen und an sich zu wachsen.

  • Stellen Sie sich vor, Sie hätten auf dem Freimarkt einen Stand und müssten nun den Besuchern erklären, an was Sie gerade arbeiten – wie sähe Ihr Stand aus?

Ich würde eine Art offenen Podcast mit den Leuten machen und mit ihnen über Künstliche Intelligenz diskutieren. Diese Technologie wird vieles verändern und es ist dabei wichtig, dass wir neugierig und offen bleiben und nicht in eine Starre verfallen, weil sich Dinge verändern. Meine Erfahrung ist, wenn man mit den Leuten spricht, kann man diese Offenheit auch erreichen.

  • Welche gesellschaftliche Bedeutung hat Ihre Arbeit und worin besteht der Nutzen?

Wir brauchen eine hohe Kompetenz in digitalen Technologien und Künstlicher Intelligenz. Viele Wissenschaftler:Innen gehen irgendwann in Unternehmen oder geben ihr Wissen an die nächsten Jahrgänge weiter. Durch meine Arbeit helfe ich, diese ersten Schritte zu unterstützen, so dass wir ausreichend Expertise und somit auch Souveränität im Umgang mit diesen Technologien erlangen. Insofern denke ich, dass meine Arbeit im Zusammenwirken mit anderen einen Standortfaktor ausmacht.

  • Wann sprechen Sie bei Ihrer Arbeit von Fortschritt? Oder anders gefragt: Womit retten Sie die Welt?

Ja, das mit der Weltrettung ist so eine Sache. Wer behauptet, er könne das, würde bei mir Misstrauen ernten. Am Ende gelingt es nur, wenn viele Teile zusammenwirken. Es mag ein bisschen simpel klingen, aber ich denke, wir erreichen dann Fortschritt, wenn wir auch wirklich nachhaltig die Dinge ändern, die in dieser Welt nicht gut laufen. Wir brauchen Zusammenhalt, statt Spaltung. Wir müssen lernen, mit unseren Ressourcen zu haushalten, so dass sie uns erhalten bleiben. Wir müssen versuchen, aus unseren Kommunikationsblasen auszubrechen und uns anhören und anschauen, was Menschen bewegt. Und eigentlich müssten wir das global tun. Jeden Schritt in diese Richtung würde ich als Fortschritt werten.

Künstliche Intelligenz ist für mich ein Beitrag, diese Schritte zu gehen. Wir bekommen neuen Zugang zu Wissen, haben die Chance auf bessere Vernetzung. Gleichzeitig steigen all die Gefahren für Missbrauch - genau hier geht es um Gestaltung und Mitbestimmung, damit wir KI für den oben genannten Fortschritt einsetzen können.

  • Verraten Sie uns Ihr liebstes Arbeitsinstrument oder Ihre wichtigste Forschungsmethode?

Tja, was wäre ich ohne meinen Laptop. Ob er nun mein liebstes ist – sei mal dahingestellt. Aber er ist ein unverzichtbares Werkzeug.

  • Wann und warum führte Sie Ihr Weg nach Bremen? Und woher kamen Sie?

Ich kam für meine Doktorarbeit in den Neurowissenschaften nach Bremen und hatte vorher in Freiburg studiert. Geboren bin ich in Berlin und in Köln bin ich aufs Gymnasium gegangen. Sagen wir einfach – ich kam aus Freiburg.

  • Was schätzen Sie am Land Bremen als Wissenschaftsstandort? Was hält Sie hier?

Ich liebe diese Stadt, den Fluss, das Weserstadion und auch die Menschen hier. Bremen ist für mich zur Heimat geworden. Als Wissenschaftsstandort hat Bremen unglaublich viel zu bieten – viele Institute sind hier und man kennt sich untereinander. Das gibt immer viel Raum für Potenzial – leider sind wir in der Selbstvermarktung nicht so gut, wie andere Bundesländer.

  • Fehlt Ihnen etwas?

Leider fehlt oftmals das Geld, aber manchmal eben auch der Mut mit einem Thema selbstbewusst nach vorne zu gehen. Ich denke, Bremen hat das Zeug dazu – Akteure aus Wissenschaft, Wirtschaft und Politik sind gut vernetzt. Geld und Mut müssen zusammenkommen, um auch über die Landesgrenzen hinaus die eigenen Stärken auszuspielen – und dann nicht unbedingt als Gegenentwurf zu anderen Ländern, sondern als etwas, das es nur in Bremen so geben kann.

  • Die Wege in Bremen und Bremerhaven sind bekanntlich kurz. Wie bewegen Sie sich durch die Stadt?

Eigentlich sehr unterschiedlich – ich fahre viel Fahrrad, viel mit der Straßenbahn, gehe zu Fuß und manchmal nutze ich auch das Auto.

  • Wenn Sie die Wissenschaftsszene im Land Bremen mit einem Tier vergleichen sollten, welches würden Sie wählen und warum?

Den Luchs – er ist schlau und hat ein großes Revier (=viele Themen/Kompetenzen), aber man sieht ihn selten - wenn man ihn sieht, staunt man über dieses Tier. Er ist gleichzeitig auch sehr scheu - das sind wir manchmal auch.

  • Was war die größte Herausforderung Ihrer wissenschaftlichen/beruflichen Laufbahn, die Sie zu meistern hatten?

In der Wissenschaft gibt es oft nur halbe Stellen und Zeitverträge. Da wurde es manchmal schon eng – gerade während des Studiums und der Doktorarbeit.

  • Welche stehen Ihnen noch bevor?

Sicherlich die Perspektive, wohin es geht….

  • Haben Sie eine persönliche Erfolgsformel?

Ich denke, es ist sicher immer gut, einen Plan zu haben und sein Ziel zu kennen. Gleichzeitig sollte man immer offen bleiben und auch bereit, dass Pläne sich ändern können…

  • Aus welchem Scheitern haben Sie am meisten gelernt?

Erstmal ist Scheitern wichtig – es zeigt einem immer, wo etwas nicht gut läuft. Ich habe dadurch immer wieder gelernt, dass es wichtig ist, bei sich selbst zu bleiben und auf sich selbst zu hören.

  • Wobei oder wodurch wird Ihr Kopf wieder frei?

Mich draußen zu bewegen oder schwimmen zu gehen. Wenn es passt, auch mal abends um die Häuser zu ziehen. Lesen oder Schlafen helfen aber ebenso.

  • Der/Die nächste Nachwuchswissenschaftler/in zieht nach Bremen. Was würden Sie ihm/ihr raten, wo er/sie wohnen und abends weggehen soll?

Ist nicht wirklich ein Geheimtipp: mich würde es immer zur Weser ziehen. Neustadt, Viertel oder Peterswerder.

  • Mit wem würden Sie ihn/sie hier in Bremen oder Bremerhaven bekannt machen wollen?

Niemanden speziellen – ich würde einfach versuchen, die Stadt und das Lebensgefühl hier zu vermitteln.

  • Wenn Sie einen Tag lang Ihr Leben mit einer/m Bremer/in oder Bremerhavener/in tauschen könnten, wessen Leben würden Sie wählen?

Da fallen mit zwei Personen ein: Zum einen Henning Scherf, den ich als sehr nahbar und engagiert wahrgenommen habe. Ich denke, er hat es geschafft, nah an der Gesellschaft zu sein und auch das Land Bremen nach außen hin selbstbewusst zu vertreten. Zum anderen der ehem. Werder-Profi Diego – ich war von Anfang an beeindruckt, wie leidenschaftlich die Bremer hinter Werder Bremen stehen. Diego habe ich ein paar Mal im Stadion gesehen und damals lief es sehr gut – es wäre großartig, diese Energie mal von der anderen Seite des Spiels mitzubekommen.

EIn Mann steht neben einem Schild. Auf dem Schild steht dkfi

© WFB/Jan Rathke

Geburtsjahr

1979

Familienstand

ledig

Fachbereich / Forschungsfeld

Künstliche Intelligenz & Robotik

Aktuelle Position / Funktion

Research & Administrative Manager / stellvertr. Leiter

Aktuelle Tätigkeit / aktuelles Forschungsprojekt

Strategieentwicklung im Forschungsbereich, Wissenschaftsmanagement

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