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Stärken statt schütteln

Ein Baby auf dem Arm der Mutter (Quelle: fotolia / Photographee.eu)
Schütteln ist die häufigste nicht natürliche Todesursache bei Säuglingen - bremenweite Aktion soll aufklären.

© fotolia / Photographee.eu

Nach Schätzung von Expertinnen und Experten erleiden in Deutschland jedes Jahr 300 bis 400 Säuglinge und Kleinkinder ein Schütteltrauma – und die Dunkelziffer ist hoch. Der Kopf eines Babys ist im Vergleich zum Rest des Körpers sehr groß und schwer. Die Nackenmuskulatur des Babys kann den Kopf noch nicht selbständig halten. Wird das Baby geschüttelt, fällt der Kopf nach vorn und hinten, feine Adern reißen und es kommt zu Blutungen im Gehirn. In der Folge werden die Nerven im Gehirn geschädigt oder auch die Netzhaut im Auge. Die Kinder können sterben, erblinden, ihr Leben lang epileptische Anfälle bekommen – oder so schwere körperliche Schäden erleiden, dass nur noch Maschinen sie am Leben halten können. Sind die Schäden nur leichter, können sie zunächst unbemerkt bleiben, sich dann aber später in der Schule mit Leistungseinschränkungen bemerkbar machen.

In Stresssituationen angemessen reagieren - das kann man lernen

"Eltern können sich überfordert fühlen, wenn Babys – manchmal ohne erkennbaren Grund – sich nicht beruhigen lassen", sagt Anja Stahmann, Senatorin für Soziales, Jugend, Frauen, Integration und Sport . "Wer gerade Vater oder Mutter geworden ist, kann sich manchmal kaum vorstellen, wie das Schreien des geliebten Kindes einen an den Rand bringen kann, gerade wenn man selber im Stress ist – oder weil das Kind einem über Wochen den nächtlichen Schlaf raubt." Wichtig sei es, sich dieser Gefühle bewusst zu sein. "Eltern sollten frühzeitig Strategien entwickeln, wie sie in solchen Situationen der emotionalen Überforderung reagieren", so die Senatorin. "Wer weiß, dass ein Baby nicht nur positive Gefühle auslösen kann, wer weiß, dass man auch wütend auf sein geliebtes Baby sein und sich unendlich hilflos fühlen kann, der ist viel besser vor so einer Kurzschlussreaktion geschützt."

Doch alle Tipps gehen manchmal ins Leere: "Wenn eine Baby geschüttelt wurde, muss es sofort zum Arzt", betont Senatorin Stahmann. "Und man sollte da auch keine Lügenmärchen auftischen." Je früher die Behandlung einsetze, desto besser stehen die Chancen, die gesundheitlichen Folgen zu begrenzen.

Aktionswochen sollen Eltern stärken und aufklären

Nach unterschiedlichen Erhebungen wissen die Hälfte bis ein Viertel der werdenden und jungen Eltern nichts von dem Risiko, das mit dem Schütteln verbunden ist. Aus diesem Grunde startet die bremenweite Aktion "Stärken statt Schütteln". Diverse Fachveranstaltungen im November, Angebote der Frühberatungsstellen sowie spezielle Beratungstermine der Baby- und Schrei-Ambulanz sollen dazu beitragen, Eltern zu unterstützen und zu stärken. Die Veranstaltungen, Adressen für Hilfen im Notfall sowie viele weitere Informationen und Tipps für Eltern gibt es auf www.staerken-statt-schuetteln.de.

Die Informationen stehen auch in türkischer, arabischer, französischer, englischer und russischer Sprache zur Verfügung.

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