Stationen der Weser-Runde
Foto: BTZ - Dietmar Banck
1. Die Schlachte: vom Hafen zum Biergarten
Bis ins 19. Jahrhundert herrschte am Schlachte-Ufer noch reger Warenumschlag. Heute zählt die Meile mit Restaurants und Biergärten am Wasser zu den Lieblingsplätzen der Stadt. Flussschiffe gucken inklusive. Der Begriff Schlachte leitet sich vom niederdeutschen "slait" ab, dem Einschlagen von Pfählen zur Uferbefestigung. Die Promenade war seit dem 13. Jahrhundert der Hafen von Bremen. Bereits im 16. Jahrhundert erschwerte die Versandung der Weser die Schifffahrt. Mangels Tiefgang konnten bald nur noch kleinere Schiffe an der Schlachte ankern. Sie brachten die Waren von den großen Seeschiffen zu den städtischen Speichern.
Foto: Agentur im Turm
2. Schiffe, Rettung, Szeneleben
Etwas flussaufwärts befindet sich eine von mehreren Anlegestellen der Hal över-Flotte, die verschiedene Fähr- und Weserfahrten anbietet. Schräg gegenüber: die Werft und Zentrale der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger. Weiter geht es am Fuß des Osterdeichs entlang. Der imposante Grasdeich schützt die Stadt vor Hochwasser und ist im Sommer Szene-Ausflugsziel von Ostertor- und Steintorviertel. Von den früheren zahlreichen Badeanstalten am Fluss ist nur der kleine Sandstrand auf dem gegenüberliegenden Ufer mit eigener Fährverbindung und Café geblieben ein dafür umso wertvolleres Weser-Kleinod.
Foto: Jens Joost-Krüger
3. Zwischen Weser-Wasser und Werder-Wahnsinn
Auf dem Deich thronen vornehmlich Kaufmannsvillen im klassizistischen und Jugendstil. Zum Weserbogen hin fällt ein kreisförmiger Bau von 1929 ins Auge. Bis in die 1980er Jahre wurde diese ehemalige Milchstube von bremischen Abstinenzlern alkoholfrei betrieben. Seitdem beherbergt die Rotunde das "Literatur-Café Ambiente". Hinter dem Deich liegt der schöne Stadtteil Peterswerder mit ganzen Straßenzügen im berühmten Bremer Haus-Stil. Während der Fußballsaison herrscht hier oft der Ausnahmezustand: Wenn Kult-Club Werder Bremen kickt, pilgern an die 40.000 Fans ins benachbarte Weser-Stadion.
Foto: Bremer Weserstadion GmbH
4. "Wo die Weser einen großen Bogen macht...
... da ist Werder Bremen...!", besingt ein Fan-Lied die exponierte Lage des Weser-Stadions, das sich innerhalb von hundert Jahren von einer einfachen Holztribüne zum Fußballtempel mauserte. Sehenswertes und Historisches rund um den Verein SV Werder Bremen zeigt das stadioneigene Museum. Neben Trikots, Pokalen und vielen Fußball-Storys sind im "Wuseum" bemerkenswerte bis skurrile Schaustücke zu finden, die König Fußball in jeglicher Form huldigen. In weitläufigen Sportanlagen rund ums Stadion gibt es auch eine Vielzahl von anderen Sportarten: von Rugby über Tennis bis Skaten und Bouldern.
Foto: Jens Joost-Krüger
5. Weserkorrektion, Weserwehr alles im Fluss
Vor etwa 140 Jahren nahm Bremen ein Mammut-Projekt in Angriff: Die Große Weser-Korrektion sollte den Fluss vertiefen und Seeschiffen wieder den Weg bis nach Bremen ebnen. Die Vertiefung war die Voraussetzung für den Bau der stadtbremischen Häfen. Die Weser wurde bis zur Nordsee hin begradigt und vertieft. Der Eingriff hatte weiter flussaufwärts Folgen. Das Wasser floss zu schnell ab, sodass bei Weserkilometer 362 der Bau eines Wehrs mit Schleuse notwendig wurde. Vor einigen Jahren wurde die gesamte Anlage erneuert und kürzlich mit einem modernen Wasserkraftwerk ausgestattet.
Foto: Jens Joost-Krüger
6. Grünes Inseldasein: der Stadtwerder
Kaum ist die Weser überquert, eröffnet sich abermals eine neue Welt. Sie ist grün, weit und... eine Insel. Genauer: der Stadtwerder zwischen kleiner und großer Weser. Das ehemalige Weideland ist heute ein beliebtes Naherholungsgebiet mit Schrebergärten, Badestränden und Ausflugslokalen. Gleich neben der "Kinderwildnis", einem naturbelassenen Spielgelände, frönten schon vor 100 Jahren die Vereinsmitglieder des "Prießnitz in Bremen e.V." der gesunden und nackten Sonnenanbetung. Im Sommer finden in dem charmant wettergegerbten "Licht- und Luftbad" auch kulturelle Veranstaltungen statt. Bekleidet, versteht sich.
Foto: Agentur im Turm
7. Historisches Stadtmöbel: die Umgedrehte Kommode
47 Meter in die Höhe ragt Bremens ältester, inzwischen ausrangierter Wasserturm auf dem Stadtwerder im Volksmund "Umgedrehte Kommode" genannt. An eine Kommode dachte der Architekt Johannes Georg Poppe bei seinem Entwurf wohl nicht. Architektonisch diente ein aus dem 14. Jahrhundert stammender Burgbau als Vorbild. Die äußere Hülle versteckt eine technische Konstruktion: den auf Ständern getragenen Wassertank oben im Turm. Um das altehrwürdige Gebäude herum gruppiert sich mittlerweile neuer Wohnungsbau. Wenig weiter bildet die Hochschule Bremen Nautiker aus.
Foto: Jens Joost-Krüger
8. Vom Teer zur modernen Kunst
Jetzt mal kurz an- und innehalten! Am Franzius-Eck ehrt ein Denkmal den besagten Wasserbauingenieur, dem die dauerhafte Weservertiefung glückte. Jenseits der Brücke radelt man auf den Teerhof. Der mittelalterliche Schiffbauort lag früher außerhalb der befestigten, eng bebauten Stadt. Hier wurden Schiffe mit Teer abgedichtet, was brandgefährlich und innerhalb der Stadtmauern verboten war. Die Packhäuser am äußersten Zipfel des Teerhofs wurden lange als Speicher für Tabak und später Kaffee genutzt. 1991 zog Europas erstes Sammlermuseum für moderne Kunst ein: das Museum Weserburg. Sehenswert!
Foto: Agentur im Turm
9. Aus Bremen in alle Welt: Becks Bier
Auch den Proseccotrinkern dieser Welt muss man nicht erklären, dass Becks Bier Bremens Exportschlager schlechthin ist. Ende des 19. Jahrhunderts zog die damals vorwiegend auf den Export ausgerichtete Brauerei Beck & Co an den Neustadtsdeich. Der Stadtteil Neustadt entstand im 17. Jahrhundert am südlichen Weserufer. Die Wohnbesiedlung erfolgte nur zögerlich und ließ daher viel Platz für Brauereien, Kaffeeröstereien und Schokoladenproduzenten. Am gegenüberliegenden Ufer ist der Turm der Stephanikirche sichtbar seit 2005 eine Kulturkirche. Wieder hinüber geht's über die Brücke: Oben donnern die Autos hinweg. Der Radweg auf der unteren Etage entschädigt mit einem traumhaften Blick auf Weser und Stadtsilhouette.
Foto: Jens Joost-Krüger
10. Das Tor nach Übersee
Drüben angekommen überqueren wir eine unsichtbare Grenze: von der befestigten alten Stadt in die Seehäfen des Industriezeitalters und die Überseestadt. Bis vor einigen Jahren führten Zolltore in die Freihäfen. Prägnante Landmarke des Übergangs ist das höchste Bürogebäude Bremens: der Weser-Tower. Nächste Station ist der 1888 eingeweihte Europahafen. Der Bau weiterer Becken, wie Übersee-, Holz- und Fabrikenhafen, waren Resultate des florierenden Überseehandels. Ende des 20. Jahrhunderts hatte das System der Stückguthäfen ausgedient. Die Hafenareale wurden zum Stadtentwicklungsprojekt.
Foto: BTZ - Silke Krause
11. Zurück in die Zukunft: Überseestadt I
Vorbei an einer neuen Marina, an umgebauten Schuppen und Speichern mit innovativen Unternehmen, Museen, Restaurants, Cafés und an stylischem Wohnungsbau endet die Fahrt in dieser Richtung am alten Molenturm. Das charmante Leuchtfeuer bot Schiffen Orientierung bei der Einfahrt in den Überseehafen. Gegenüber fällt der Blick auf den größten Backsteinkoloss Europas: Die unter Denkmalschutz stehende Getreideumschlagsanlage ist teilweise noch in Betrieb. Gleich daneben steht die "Waterfront" ein großes Einkaufszentrum auf dem historischen Werftgelände der AG Weser.
Foto: Jens Joost-Krüger
12. Einwanderer und Eingesessene: Überseestadt II
Zurück in die Stadt überquert man trockenen Fußes den einstigen Überseehafen. Mit 3,5 Millionen Kubikmetern Sand wurde 1998 ein Stück Bremer Geschichte zugeschüttet. Mehr über das Kapitel Bremen als Hafenstadt zeigt das Hafenmuseum im ältesten erhaltenen Speicher. Im selben Gebäude, dem Speicher XI, residiert heute die Hochschule für Künste Bremen. Überhaupt haben sich in der neuen Überseestadt neben der verbliebenen Industrie viele Kreative angesiedelt. Die Mittagspause verbringt man gerne mal im Truckerimbiss "Hafencasino" oder in der ehemaligen Hafenfeuerwache. Ein letztes Quäntchen Hafenflair liegt noch vor uns: Es geht durch eine kleine Hafenarbeitersiedlung, die, dornröschenartig von einem Wall umgeben, in das alte Hafengebiet hineinragt.
Foto: Kulturladen Pusdorf
13. Über Pusdorf in die weite Welt
Vom Molenturm tuckert die Fähre hinüber nach Lankenau zum Neustädter Hafen. Die Fähren waren früher wichtige Verkehrsmittel für Hafen- und Werftarbeiter. Der grüne Weseruferpark entstand als Ausgleich für die Pusdorfer Strände, die der Uferbefestigung weichen mussten. Schon der Innenstadt ganz nah liegt der Hohentorshafen, ein Werftstandort und Liegeplatz kleinerer Boote. Im 19. Jahrhundert begann hier auf flachgehenden Weserkähnen für unzählige Auswanderer die erste Reise-Etappe nach Bremerhaven, wo die Seeschiffe anlegten. Kurz vor der Stephanibrücke erwacht die Sehnsucht nach Seeluft noch einmal: Der Windjammer "De Liefde" macht Lust auf Meer.
Foto: WFB Wirtschaftsförderung Bremen GmbH/T. Vankann
Und zwischendurch: Sonnen und Baden
Foto: bremen.online GmbH - bko
Oder so längs? Nur im Sommer!
Eine Alternativroute ab Molenturm zurück in die Stadt bietet sich auf der anderen Weserseite - allerdings nur in den Sommermonaten und per Fähre. Von Mai bis September jeden Samstag, Sonn- und Feiertag von 10:30 bis 18:30 Uhr halbstündlich zwischen den Anlegern Pier2 und Waterfront, Molenturm und Überseestadt sowie Lankenauer Höft.
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